Bemalte Holitscber Steingutfiguren, jüdische Hausierer und Rabbiner darstellend, zirka 1790 (Palazzo Pitti,
Florenz, kgl. Porzellan- und Silberkamrner)
lienischen Fayencen nachgeahmt. Das British Museum und das Budapester Kunstgewerbe-
museum besitzen Teller in der Art von Castelli, die Chinoiserien nach französischen
Fayencen fehlen nicht, die sogenannten Rehweiler, richtiger Ansbacher und Bayreuther
Fayencen (urn x7 30-1740) mit chinesischen Stauden, Vögeln, Figuren etc. und vor-
herrschendem, emailartig aufliegendem Grün kehren in Holitscher Kopien wieder, dann die
Blaumalereien in der Art derer von Rouen, die damals überall nachgeahmt wurden, iigurale
und landschaftliche Grünmalereien nach Marseille etc. Auch das Porzellan wurde vorbild-
lich, es gibt Früchteservice, Fondmalereien, Streublumen etc. Teilweise hätte Schirek die
Vorbilder schärfer präzisieren und dafür die etwas ermüdende seitenlange Aufzählung
einzelner Stücke weglassen sollen. Sehr zu bedauern ist das Fehlen einer auf Grund des
großen von Schirek eingesehenenMaterials durchgeführten kritischenUntersuchung über das
verwickelte Holitscher Markenwesen. Wir erfahren aus den Akten nur, und zwar erst aus
dem Jahre r8o7, daß die Fayence im Unterschied zu dem mit dem ganzen Wort „Hollitsch"
bezeichneten Steingut die Marke I-F trägt. Die Hypothesen Schireks über die Marken H H und
H P, welche deutsch und böhmisch aufgelöst werden, sind wohl unhaltbar. Somit bleibt
diese nicht unwichtige Frage noch offen. Schirek macht sie leider noch verwickelter.
Das Markenwesen der deutschen Fayencen des XVIII. Jahrhunderts ist eines der
unsichersten und unbekanntesten Gebiete.
Es gibt Service, auf deren einzelnen Stücken so ziemlich alle Buchstaben des
Alphabets, einzeln oder mit andern ligiert etc. vorkommen. Fabriksmarken fehlen sehr oft,
die aufgemalten Buchstaben bedeuten Malerzeichen. Es ist deshalb wirklich die allergrößte
Vorsicht notwendig. Eine Tafelaufsatzplatte (Museum Brünn) in Blaumalerei von der Art,
über die sich Jacquemart bereits den Kopf zerbricht, und die in einem anderen Vertreter im
Hamburger Kunstgewerbemuseum steht, mit der Marke L, wird von Schirek der l-Iolitscher
Frühzeit gegeben, tatsächlich gehört sie einer der vielen süddeutschen Fabriken, die unter