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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 10)

andere noch maßgebend blieb. So für Agri- 
cola, der die Murrinen für Onyx hält, für 
Nicolaus Guitbertus, der wegen der bunten 
Streifen zwischen Onyx und Sardonyx 
schwankt. Der erste Forscher, welcher der 
Frage eine eingehende Studie widmet, ist 
der Begründer der klassischen Archäologie 
in Deutschland, der Vorläufer von Lessing 
und Winkelmann, der Leipziger Professor 
Johann Friedrich Christ in seiner Disser- 
tation „De murrinis veterurn disquisiti0ni- 
bus" Lipsiae 1743. Er untersucht die ver- 
schiedenen Sorten von Edel- und Halbedel- 
steinen und kommt zu dem Ergebnis, daß 
die Murrinen eine Art von Onychites oder 
Alabastrites gewesen seien, ein dem Achat 
verwandtes, aber selteneres und kostbareres 
Gestein. Andere nach ihm rieten auf Speckstein, den die Chinesen „]u" 
nennen, obwohl dieser recht wenig zu der Beschreibung des Plinius paßtf 
und schließlich kam man auf einen Mittelweg, indem man zwei verschiedene 
Sorten annahm, eine feinere aus einem Edelgestein und eine gewöhn- 
lichere aus Porzellan. Diese besonders von Mariette" vertretene Anschauung 
wurde in anderer Form von Thiersch wieder aufgenommen, welcher die 
widersprechenden Angaben der klassischen Autoren gleichfalls durch eine 
Zweiteilung versöhnen will, jedoch an die Stelle von Porzellan Glas einsetzt. 
Plinius behandelt die Murrinen im 37. Buch, welches den Edelsteinen 
und ihrer Bearbeitung gewidmet ist. Nachdem er die von Pompejus beim 
Triumph über Mithridates nach Rom gebrachten Kunstwerke aus Edel- 
steinen aufgezählt und andere hinzugefügt hat, die sich im Altertum großen 
Ruhms erfreuten, geht er auf die Murrinen über, von diesen auf Kristall 
und Bernstein und schildert dann ausführlich die verschiedenen Sorten von 
Edel- und Halbedelsteinen. Die Murrinen sind also von diesen getrennt und 
mit Kristall und Bernstein als jene drei Produkte gruppiert, welche sich 
„aus einer gewissen Art von Saf " oder Feuchtigkeit unter dem Einfluß von 
Hitze und Kälte zu festen Körpern umgestaltet haben. Plinius gibt damit 
trotz seiner Naivität in der Auffassung naturwissenschaftlicher Prozesse 
immerhin deutlich genug zu verstehen, daß er die Murrinen nicht in die 
Klasse der Edelsteine im gewöhnlichen Sinne einreihe. Sie sind für ihn ein 
rätselhaftes Naturprodukt, wie Kristall und Bernstein. Deshalb sollte man 
auch, meint Thiersch, nicht unter den zahllosen bekannten Arten von Edel- 
und I-Ialbedelsteinen nach Murrinen suchen. Die Beschreibung des Plinius 
paßt in der Tat auf keine der vielen Sorten von Halbedelsteinen genau, wenn 
Antikes Netzglas aus Köln. München, Anti- 
quariurn 
"' v. Vehheim, Vasa murrina, Helmstedt xygx. Böttiger im Morgenblatt für die gebildeten Stände, 1807, 
13. April. - ä" Mariene, traite des pien-es graves, I, S. 2x9. 

	        
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