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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 10)

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Kaisers Hadrian, von welchen sein 
Biograph Aurelius Vopiscus berich- 
tet, zeichneten sich durch einen 
opalisierenden Farbenschiller aus, 
durch regenbogenartige Farben, die 
je nachdem das Licht aufiiel, sich 
beim Drehen des Gefäßes änderten. 
Plinius vergleicht dies Farbenspiel 
mit dem Schillern einer Viper „ver- 
sicoloribus viperarum maculis". 
Dieses Opalisieren ist jedoch kein 
dauernder Effekt, er geht durch 
Verwitterung im Laufe der Zeit ver- 
loren, so daß sich kein antikes Glas 
dieser Ar": erhalten konnte. Wenn v, 
wir an solchen trotzdem noch häufig ß 
ein Opalisierenin Regenbogenfarben 
oder metallischen Reflexen beob- 
achten, so ist dieses Farbenspiel Fauteuil, Mahagoni, poliert, mit Bronzen 
nicht künstlich hervorgebracht und (Schönbrunn) 
von Anfang an beabsichtigt, sondern ein Ergebnis des Verwitterungs- 
prozesses, die sogenannte Iris. Gerade Murrinen haben jedoch, wie die 
meisten opak-farbigen Gläser von der Verwitterung wenig zu leiden, die 
im allgemeinen in südlichen Gegenden viel geringer auftritt, als in un- 
serem feuchten Klima. Am meisten sind ihr die dünnwandig geblasenen, 
farblos-durchsichtigen Gläser ausgesetzt, welchen man durch Zusatz von 
Braunstein ihren Gehalt an Eisen entzogen hat. Übrigens steht an dieser 
Stelle nichts von einem künstlichem Opalisieren der Murrinen. Die Thiersche 
Übersetzung beruht auf einer mißverstandenen Auslegung des Wortes 
„circumagentibus". Hätte Plinius changierende Farben gemeint, so stünde der 
Ausdruck „versicoloribus" da, den er in diesem Sinne ja, wie bemerkt, wieder- 
holt anwendet. Colores circumagentes sind nicht Farben, welche umgewendet 
werden (mit dem Gefäße nämlich), schon die aktive Form des Verbums 
macht eine solche Übersetzung unmöglich, sondern „umgebende" Farben, 
Farbenringe. 
Dagegen erklärt Plinius alsbald im folgenden Satze, daß einzelne an 
den Murrinen besonders die Ränder und gewisse Farbenrefiexe bewundern, 
wie man sie am Regenbogen wahrnehme. Beides paßt vortrefflich auf 
Gefäße aus Milleiiori. Ihre Ränder haben gewöhnlich einen besonderen 
Schmuck durch Auflage eines Spiralfadens oder eines breiten Bandes er- 
halten, das aus opak-weißen und dünnen farbigen Glasfäden zusammen- 
gedreht ist. Manchmal ist als Fassung auch ein durchsichtig-farbloser Reif 
benützt, in welchen ein einfacher oder doppelt gekreuzter Wellenfaden von 
blauer, roter oder gelber Farbe eingelassen ist, so daß er gleichsam darin zu 

	        
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