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Lazuli erreicht nicht die Tiefe und dabei
den Glanz gewisser ägyptischer Nach-
ahmungen in Glas. Dies erklärt sich daraus,
daß zur Herstellung der verhältnismäßig
immerhin dünnwandigen Gefäße ein ganzer
Block intensiv gefärbter Paste verwendet
wurde. Über die blassen und durchsich-
tigen Stellen der Murrinen, die Plinius als
Fehler erschienen, sind andere wohl anderer
Ansicht gewesen. Jedenfalls werden gerade
sie heute ungemein geschätzt und nicht wie
die blassen und durchsichtigen Stellen bei
farbigen Steinen beurteilt, wo sie allerdings
unwillkommene Eindringlinge sind. Plinius
legt an die Murra denselben Maßstab wie
an Edelsteine und schätzt auch bei ihr die
Homogenität der Masse. In der Milleiiori-
technik aber wird gerade der Wechsel von
opaken und durchsichtigen, lebhaft gefärb-
__ _ _ _ ten und nur leicht angehauchten Tönen zu
Nachtkastchen,Mahagonhpolien, mit Bronzen _, . . . .
(Innsbruck, kmmiche Bmg) kunstlerischen Wirkungen von eigenartigem
Reiz ausgenützt, und zwar bei diesen allein.
Er ist geradezu ein Charakteristiken dieser Technik. Diese Stelle des Plinius
spricht besonders deutlich für die Identität der Murrinen mit den Milleliori.
Man verwendete das durchsichtige, farbige, auch manchmal das farblose
Glas gewöhnlich zum Überfang opaker Glasstäbe und streute es zwischen
opake Flecken ein, was besonders dann schöne Effekte hervorruft, wenn
das Gefäß gegen das Licht gehalten wird und sich in rythmischem Wechsel
dunkle Flecken und Linien in hellfarbige und durchsichtige eingebettet zeigen.
Körnige Stellen und Warzen, die Plinius bei den Murrinen hervorhebt,
durchsetzen die Masse der Milleliori in allen Formen und Farben in regel-
loser Gruppierung oder bestimmter Zeichnung. Sie sind auch, wie er es
fordert, in den Grund eingebettet, so daß sie nirgends hervorragen. Die
Gefäße und Platten wurden eben sorgfältig poliert und abgeschliffen, um
alle Rauhheiten zu entfernen. Schon daraus ergibt sich, daß man sie nicht
mit Reliefs verzierte, sondern allein die glatte Fläche in ihrer leuchtenden
Farbenpracht wirken ließ. Die plastische Gliederung beschränkt sich auf
Rippen und Kanelluren an der Außenseite. Es ist daher völlig verfehlt, wenn
Thiersch die Nachahmungen der Murrinen in Glas in den berühmten kameen-
artig bearbeiteten Überfanggläsern im Stil der Portlandvase wiederfinden
will, von welchen er zwei Bruchstücke mit weißen Reliefs auf dunklem
Grunde aus dem Besitz des Fürsten Gregor Gagarin abbildet. Schon die
Buntfarbigkeit, die regellosen Flecken der Murrinen hätten diese Vermutung
ausschließen sollen. Auch die ägyptischen Balsamarien, welche auf einem