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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 10)

 
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erfolgte. Namentlich bei der 
ersten Sorte ist es leicht mög- 
lich, daß sich im Innern Risse 
zeigen, welche den Arbeiter 
hindern, das Gefäß zu vollen- 
den. Mit dem Rade sind aber 
auch die berühmten Überfang- 
gläser bearbeitet, die Portland- 
vase, die Vase mit trauben- 
lesenden Amoretten und an- 
dere Prunkstücke des Museo 
Borbonico, die Vase mit dem 
Amorenopfer in den Uffizien 
sowie ähnliche Stücke in an- 
deren Sammlungen. Dieselbe 
Technik kam bei der ein- 
fachen Nachahmung der ge- 
rippten Murrinenschalen in 
starkem, einfarbigem Glase, 
Luster, Holz geschnitzt, grün bemalt und vergoldet bei den Kristallgläsern mit 
(Wi'"Vk-k-HOÜ'"YE) Fassetten und figürlichen Re- 
liefs und bei Bechern nach Art jenes von Achilles Tatius beschriebenen 
zur Anwendung. Dieser Schriftsteller des III. Jahrhunderts schildert in 
seinem Gedicht „Leukippe und Klitophontes" eine dem Bacchus geweihte 
Schale des Hippias von Tyrus, die ganz aus Glas war und in geschnit- 
tener Arbeit zwischen Weinreben eine Bacchusfigur zeigte. Die Trau- 
ben sahen grünlich und unreif aus, wenn der Becher leer war, schim- 
merten jedoch purpurrot, wenn man ihn mit Wein füllte. Nach dieser 
Beschreibung haben wir uns ein Gefäß aus grünlichem Glase mit einem 
opaken, vielleicht weißen Überfang vorzustellen, welcher bis auf die untere 
durchsichtige Schichte durchbrochen war und an den ausgeschnittenen Stellen 
die Farbe des Weins durchleuchten ließ. Im Gegensatz zu den kameen- 
artig behandelten Überfanggläsern nach Art der Portlandvase war also hier 
der Intaglioschliff, das negative Relief bis zur völligen Durchbrechung der 
Überfangschichte zur Anwendung gekommen. Ähnliche Arbeiten hat die 
böhmische Glasindustrie des XVII. und XVIII. Jahrhunderts in großer Zahl 
geliefert; sehr geschickt handhaben auch die Chinesen die Technik, indem 
sie einzelne Stellen des Überfangs durchbrechen und den zum Vorschein 
kommenden andersfarbigen Untergrund seinerseits wieder in positivem 
Relief bearbeiten. Sie stellen auch rosetten- und netzförmig durchbrochene 
Gläser her, in welche ein kleineres Glas von anderer Farbe eingefügt ist. Die 
Vorbilder hiezu lieferte die Metall- und Tonindustrie, den Chinesen namentlich 
das Porzellan. Netzförmig durchbrochene Mäntel gibt es aber schon in der 
altorientalischen Keramik; das Assyrische Museum in London bewahrt zwei
	        
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