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erfolgte. Namentlich bei der
ersten Sorte ist es leicht mög-
lich, daß sich im Innern Risse
zeigen, welche den Arbeiter
hindern, das Gefäß zu vollen-
den. Mit dem Rade sind aber
auch die berühmten Überfang-
gläser bearbeitet, die Portland-
vase, die Vase mit trauben-
lesenden Amoretten und an-
dere Prunkstücke des Museo
Borbonico, die Vase mit dem
Amorenopfer in den Uffizien
sowie ähnliche Stücke in an-
deren Sammlungen. Dieselbe
Technik kam bei der ein-
fachen Nachahmung der ge-
rippten Murrinenschalen in
starkem, einfarbigem Glase,
Luster, Holz geschnitzt, grün bemalt und vergoldet bei den Kristallgläsern mit
(Wi'"Vk-k-HOÜ'"YE) Fassetten und figürlichen Re-
liefs und bei Bechern nach Art jenes von Achilles Tatius beschriebenen
zur Anwendung. Dieser Schriftsteller des III. Jahrhunderts schildert in
seinem Gedicht „Leukippe und Klitophontes" eine dem Bacchus geweihte
Schale des Hippias von Tyrus, die ganz aus Glas war und in geschnit-
tener Arbeit zwischen Weinreben eine Bacchusfigur zeigte. Die Trau-
ben sahen grünlich und unreif aus, wenn der Becher leer war, schim-
merten jedoch purpurrot, wenn man ihn mit Wein füllte. Nach dieser
Beschreibung haben wir uns ein Gefäß aus grünlichem Glase mit einem
opaken, vielleicht weißen Überfang vorzustellen, welcher bis auf die untere
durchsichtige Schichte durchbrochen war und an den ausgeschnittenen Stellen
die Farbe des Weins durchleuchten ließ. Im Gegensatz zu den kameen-
artig behandelten Überfanggläsern nach Art der Portlandvase war also hier
der Intaglioschliff, das negative Relief bis zur völligen Durchbrechung der
Überfangschichte zur Anwendung gekommen. Ähnliche Arbeiten hat die
böhmische Glasindustrie des XVII. und XVIII. Jahrhunderts in großer Zahl
geliefert; sehr geschickt handhaben auch die Chinesen die Technik, indem
sie einzelne Stellen des Überfangs durchbrechen und den zum Vorschein
kommenden andersfarbigen Untergrund seinerseits wieder in positivem
Relief bearbeiten. Sie stellen auch rosetten- und netzförmig durchbrochene
Gläser her, in welche ein kleineres Glas von anderer Farbe eingefügt ist. Die
Vorbilder hiezu lieferte die Metall- und Tonindustrie, den Chinesen namentlich
das Porzellan. Netzförmig durchbrochene Mäntel gibt es aber schon in der
altorientalischen Keramik; das Assyrische Museum in London bewahrt zwei