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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 10)

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Ich stehe also mit meiner Ansicht über die antiken Murrinen nicht allein. 
Schon vor einem Menschenalter hat sich einem venezianischen Praktiker 
durch die Beschreibung des Plinius die Überzeugung aufgedrängt, daß sich 
von den großen Mengen antiker Murrinen doch noch manche erhalten haben 
müssen und daß sie Gläser der obigen Art gewesen seien. In der Tat ist die 
überlieferte Beschreibung so genau, als man es von Plinius überhaupt 
erwarten kann, genauer als die jeder anderen Sorte von Gläsern. Es ist 
bezeichnend, daB ein Techniker hier das Richtige herausgefunden hat, 
während sich die Archäologen zu sehr von den Widersprüchen der litera- 
rischen Berichte verwirren ließen und den in der Hauptstelle des Plinius 
klar ausgesprochenen Sachverhalt verkannten. 
Die Technik, die man in Venedig bei den Murrinen anwendet, ist ein 
Schliff aus der durch Lamination hergestellten Masse, ein Prozeß, den auch 
Semper beschreibtß Daß die Antike außer den Murrinen mit Fleckenmustem 
auch solche mit onyxartiger Bänderung kannte, ist nach den Mitteilungen 
von Properz, Arrian und Lampridius nicht zweifelhaft. 
Auch der Umstand, daß die moderne venezianische Industrie den 
Ausdruck auf die buntgefieckte Musterung beschränkt, ist kein Beweis dafür, 
daß die Antike nur solche kannte und die Millefiori nicht zu den Murrinen 
zu rechnen seien. Die Erklärung hiefür ist in Contons Mitteilung gegeben, 
daß man in Venedig bereits früher die Mosaikgläser mit Streublümchen 
hergestellt und dafür den Namen „Milleiiori" angewendet hatte. 
 
ZUR E NTWICKLUNG DES BI E D E RMEIER- 
STI LS 50' VON AUGUST SCHESTAG -WI EN 
URCH das Entgegenkommen des hohen Obersthof- 
meisteramtes ist uns abermals die Gelegenheit 
geboten, eine Reihe von Möbeln aus dem Hof- 
mobiliendepot in Abbildung zu bringen und so 
die Sammlung von Musterbeispielen aus der 
Empire- und Biedermeierzeit wesentlich zu 
bereichern. Zu den Betrachtungen über die Ent- 
stehung und Entwicklung des Stils im Beginn 
des XIX. Jahrhunderts wollen wir noch einige 
Bemerkungen anfügen. Wir haben versucht, dar- 
zulegen, wie stark das Kunstgewerbe in Deutsch- 
land schon in den letzten zwanzig Jahren des XVIII. Jahrhunderts unter 
englischem Einfluß steht. Den Beweis dafür geben uns nicht nur die Formen 
der Möbel, die Art der Innenausstattung der Wohnungen, die Trachten der 
Männer und der Frauen, sondern auch die zahlreichen englischen Vorbilder, 
die in deutschen Zeitschriften abgebildet und zur Nachahmung empfohlen 
"' Semper, Der Stil. II, Seite x92 f.
	        
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