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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 10)

Ferruccio B. Busoni." Das 
Blatt ist in der Zeichnung 
und in der Farbengebung ein 
echter Sattler. Es ist in ge- 
dämpften Nüancen von Blau, 
Rot und Grau gehalten, dazu 
kommt das Schwarz der kräfti- 
gen Konturen. Wir sehen die 
Köpfe zweier knorriger goti- 
scher Männer, die den alten 
Choral singen. Dessen Text- 
anfang ist auf ein Schriftband 
geschrieben, das sichvom einen 
zum anderen hinüberzieht. Das 
Blatt ist von großer Eindring- 
lichkeit; von besonders starker 
Wirkung ist das Rot der 
Kappen und Wämser auf 
blauem Grund. Zu beachten 
ist auch, wie sicher die Schrift 
in das Bild eingezeichnet ist. 
Im Jahre 1904 zeichnete Sattler 
dann den Umschlag für  Nolentitel von josefSattler 
Zweite Orchestersuite von Busoni, eine Zeichnung in Blau und Weiß 
mit schwarzen Konturen. Ein mittelalterlicher Kriegsmann im Ketten- 
panzer mit Schwert und Schild deutet hin auf den Titel, den die Suite 
trägt: „Geharnischte Suite." Der Kopf steht sehr wirkungsvoll auf blauem 
Wolkengrunde. Die beiden Sattlerschen Titelzeichnungen sind übrigens in 
vortrefllichem Farbenlichtdruck ausgeführt und geben die Tönungen der 
Aquarellzeichnungen ganz getreu wieder. 
Auch unser anderer Archaist unter den jüngeren dekorativ arbeitenden 
Künstlern, Melchior Lechter, hat uns zwei Notentitel beschert, die ich um 
ihrer großen dekorativen Wirkung willen zu dem Besten rechne, was wir 
auf diesem Gebiete graphischer Kunst haben. Beide Blätter sind von kräf- 
tigster Schwarz-Weiß-Wirkung, es tritt nur ein wenig Rot in den Schrift- 
zeilen hinzu. Lechter hat sich für seine dekorativen Arbeiten, in den Glas- 
gemälden sowohl wie in den buchgewerblichen Arbeiten und dekorativen 
Malereien, einen eigenen ganz persönlichen Stil, einen feierlich-mystischen 
Stil in den Ausdrucksformen der Gotik ausgebildet. In diesem Stil hat er 
auch seine beiden Notentitel gezeichnet mit starken Konturlinien, die uns 
immer wieder an seine Glasfenster erinnern. Der erstere entstand 1897 für 
die Lieder und Gesänge seines Freundes Richard Wintzer (Verlag von 
Georg Plothow, Berlin). Hinter einem Rahmen mit gotischen Spitzbogen, 
dessen mittlere Pfeiler Lichter tragen, erblicken wir einenjüngling mit einem 
 
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