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Gruppe III. Chemische Industrie.
geschmolzen. Die geschmolzene Masse wird mit Wasser ausgekocht,
aus der Lösung, welche osmiumsaures Natrium enthält, wird das Osmium
durch Schwefelwasserstoff gefällt. Die ungelösten Oxyde werden in
Königswasser gelöst und diese Lösung, welche Eisen, Kupfer, Blei,
Iridium, Rhodium, Platin und Ruthenium enthält, wird ebenso wie die
Mutterlaugen, welche hei der Ausfällung des Platinsalmiaks gehliehen
waren, abgedampft, um das Königswasser zu verjagen; der Rückstand
wird wieder in Wasser und Salzsäure gelöst und bei ungefähr 70° C.
mit Schwefelwasserstoff behandelt. Aus der von den Schwefelmetallen
abgegossenen Flüssigkeit wird durch Eisen noch etwas Iridium gefällt.
Die Schwefelmetalle werden in schmiedeeisernen oder Platingefässen
mit concentrirter Schwefelsäure gekocht, um sie von den Verunreini
gungen zu befreien, und alsdann in Königswasser gelöst. Mittelst
Salmiak werden die verschiedenen Metalle aus der Lösung abgeschieden.
Die goldhaltigen Osmium-Iridium-Erze Californiens werden nach
Gibbs 1 ) im Probiramte zuNewyork mit der zweifachen Gewichtsmenge
Silber geschmolzen, wobei sich in der entstehenden Goldsilberlegirung das
Osmium-Iridium zu Boden setzt. Die Legirung wird vom Osmium-Iridium
abgegossen und letzteres mehrmals mit Silber geschmolzen; die letzten
Spuren Silber und Gold werden durch Salpetersäure und Königswasser
ansgezogen. Das Osmium-Iridium wird an Fabrikanten von Schreibfedern
(s. o.) verkauft, welche die harten Theile herausziehen und als Federspitzen
verwenden. Am besten eignen sich die rundlichen, derben Körner,
welche durch Schlag oder Erhitzen nicht blättern und von den platten,
tafelförmigen Krystallen auch in der Zusammensetzung verschieden zu
sein scheinen. Aus dem brasilianischen, Palladium enthaltenden, Gold
lässt sich nach Oox 2 ) das Palladium dadurch gewinnen, dass man er-
steres mit seinem gleichen Gewicht Silber und etwas Salpeter zusam
menschmilzt und dann mit Salpetersäure behandelt. Aus der salpeter
sauren Auflösung wird zunächst das Silber als Chlorsilber und alsdann
das Palladium durch Zink gefällt.
Besonders haben aber Deville und Debray zahlreiche und um
fassende Versuche zur Reindarstellung der Platinmetalle angestellt; das
Ergebniss dieses Theils ihrer Versuche war die Auffindung genauer
und zuverlässiger Methoden zur Untersuchung der Platinerze, sowie
die genaue und wissenschaftliche Erforschung der Eigenschaften der
reinen Metalle und die Berichtigung zahlreicher in den vorhandenen
Angaben befindlicher Irrthümer. Die Details der von ihnen angewandten
Methoden, welche im Laufe ihrer Arbeiten mannichfache Umgestaltungen
erlitten, lassen sich kaum im Auszuge wiedergeben; es muss daher auf
die oben citirten Abhandlungen verwiesen werden. Neuerdings trat
J ) Gibbs, Ann. Chem. Pharm. CXX, 99; Dingl. pol. J. CLXVI, 396.
2 ) Cox, Phil. Mag. XXIII, 16; Dingl. pol. J. LXXXIX, 385.