der sozialpolitischen Praxis sowohl der
staatlichen wie der autonomen Behörden
auf dem engeren Gebiet der Gewerbeförde-
rung Anregung zu geben und endlich der
nationalökonomischen Wissenschaft Mate-
rial zur Bearbeitung zu liefern. So kenn-
zeichnet der Schöpfer des österreichischen
Gewerbeförderungswesens, Sektionschef
Exner, im Geleitwort zu den beiden ersten
Heften die Aufgabe der „Annalen", wäh-
rend Direktionsmitglied Sekretär Dr. Adolf
Vetter die Notwendigkeit und die aussichts-
volle Tätigkeit der Gewerbeförderung be-
spricht. Ferner bringen die beiden Hefte
noch die von SektionschefD.W. Exner im
k. k. Österreichischen Museum abgehaltenen
Vorträge über die Tragödie der Hausindu-
strie und zwei Abhandlungen von Professor
R. Apitsch über Handwerk und Handwerks-
förderung in Dalmatien und der Bukowina.
US DEM BERLINER KUNST -
LEBEN. Bei Schulte leitet eine
Ausstellung voll mannigfaltiger Physiogno-
mien das neue Kunstjahr ein. Deutsche,
belgische, holländische, amerikanische, i-in-
nische und russische Bilder finden sich hier
zusammen und bieten reiche Anregung,
artistische Temperamente und malerische
Ausdrucksformen zu studieren.
Sehr interessant ist eine Wiederbegegnung mit dem Weimaraner Christian Rohlfs,
der jetzt in der Stadt des von van de Velde erbauten Folkvang-Museums, Hagen, lebt. Er
ist jetzt siebenundfunfzig jahre und sucht sich neue Wege zu erschließen. Seine Garten-
studien, seine Blumenstücke in flammenden, von Sonnenbrand kreischenden Farben sind
in ihrer sinnlich lechzenden Lichtgier der Anschauungswelt van Goghs und mancher Frei-
lichtbilder Edward Munchs verwandt. Knallig und prall liegen die Flächen da in unbarm-
herziger Mittagssonnenglätte; das Weiß, Gelb und Rot blendet das Auge. Ein Ringen ist
in diesen Arbeiten, ein kramptiges Mühen, der Natur die stärkste Wirkung zu entreißen,
sich ihr Feuer zu rauben. Aber man Fühlt auch die mühsame Qual in dieser Abschrift; die
scheinbar Hüchtig hingeworfene Impression ist peinlich gerechnet und überlegt; keine
Gnadengabe, sondern Mühe und Arbeit sieht uns hier an.
Besonders merkt man das an dem „Pauliturm von Soest". Der Künstler wollte hier
die Erlebnisse von Licht und Luft, von Wetter-Patina durch das Medium eines alten
ragenden Turmes darstellen. Groß, mit der Hand des Vollenders, hat solche magische
Koloristik mit tausendfältig changierenden Niederschlägen Monet in seiner Kathedrale
von Rouen gemeistert. Rohlfs Türmerphantasie ist dagegen arm, sie bleibt technisch-
experimentell ohne lebendigen Hauch.
Seine Augen-Abenteuer, seine optischen Genüsse von Nebel, Schnee und Licht über
Münchener Dächern und Kirchtürmen versucht Charles Palmie zu bannen. Die farbigen
Flöre und Schleier wirken aber manchmal etwas trocken.
Suggestiver, voll schwimmenden Dufts sind die lumineusen Feerien des parise-
rischen Amerikaners Butler, doch mehr Festfeuenuerk als echte Lyrik.
Hostienbehälter im Kulturhistorischen und Kunst-
gewerbemuseum zu Graz
an