Künstler im Baue, auch in den neuen Plan
hinüberzunehmen wären. Die lichtrote Farbe
deutete dann den eigentlichen Plan Hilde-
brandts an. Nun ist es aber sehr merkwürdig,
daß ein Teil des lichtroten Mauerwerkes
schwarz, der andere rot umrandet erscheint.
Und zwar ist schwarz mit Ausnahme ganz ge-
ringfügiger Teile im Leopoldinischen Trakte
der große zusammenhängende Baublock
zwischen der Amalienburg und der (mit 2 be-
zeichneten) Durchfahrt an Stelle der „Caro-
linischen Triumphpforte". Auffälligerweise
reicht die schwarze Umrandung auch gerade
bis zu derKnickung derMauer inderSchaufier-
gasse, umfaßt also genau die sieben oben als
Hildebrandtisch bezeichneten Achsen. Alle
anderen rot angelegten Mauerteile sind nicht
schwarz, sondern rot umrandet und es ist sehr
bezeichnend, daß dies auch bei dem Teile (F)
des Projektes der Fall ist, der an Stelle der vom
kaiserlichen Hofe noch nicht erworbenen
privaten Bauparzellen sich Findet; hier sind
auch nur die äußeren Umfassungsmauern an-
gegeben. Man erkennt gerade daraus recht
deutlich, daß die rot umrandeten Teile, im
Gegensatze zu denschwarzumrandeten, einen
der Ausführung ferneren Zustand darstellen.
Es wäre also alles bloß mit der Feder
Umrissene altes zu entfernendes Bauwerk,
alles Graue bestehendes Mauerwerk, das
bleiben soll, alles Rote I-Iildebrandtscher Ent-
wurf; und zwar wäre das schwarz Umrissene
zur Zeit der Planausfertigung bereits aus-
geführt, das rot Umrissene bloß projektiert.
Und es sind offenbar gerade diese zuletzt be-
sprochenen Teile, die Veranlassung gegeben
haben, daß der hier vorliegende Plan, der
übrigens nicht der erste Hildebrandts sein
wird, ausgeführt wurde.
Es wird also ein Bau, der dem Reichs-
kanzleitrakte, wie er bis 1890 bestand, an Um-
fang entsprach, schon von I-Iildebrandt her-
gestellt worden sein, wenn vielleicht auch nie
in ganzer Höhe und rnit allem Außendekor;
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Entwurf Hildebrandts für die Fassade der k. k. Hofburg gegen die Bastei, gegen llü der wirklichen Größe