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Hauptachse dar, die vom Michaelerplatze
direkt hinausführen, dem Verkehre dienen
und zugleich einen großen Durchblick ermög-
lichen soll. Nach dieser Linie, die (wohl ein
I-Iauptmotiv für ihre Wahl!) auf der jetzigen
Reichskanzleifront beinahe genau senkrecht
steht, ist nun auch der korrigierte Zugang
am Michaelerplatze gerichtet.
Es ist begreiHich, daß bei Ausführung
des neuen, nach rechts verschobenen Zu-
ganges die Fenstereinteilung der Reichs-
kanzleifront, wie sie im alten Plane selbst
gezeichnet ist, unbedingt geändert werden
mußte; denn die neue Achse geht gerade durch einen Pfeiler. In der Tat sehen
wir, daß unter alleiniger Beibehaltung der Tore (4, 5 und 6), die zu den kleinen
Höfen führen, neue Achsen angegeben sind; im Originale erkennen wir in
gleichmäßigen Abständen ganz kleine Rötel- oder bloß geritzte Linien, die
nichts Anderes als diese neuen Achsen bezeichnen können. Doch stimmt
diese Einteilung noch nicht völlig mit der heutigen.
Infolge der Verschiebung des Tores 2 muß nun auch das Tor 3,
wenn die Symmetrie gewahrt bleiben soll, mehr gegen die Mitte zu verlegt
werden. Bei der heute bestehenden Fassade ist diese Anordnung der Haupt-
tore auch tatsächlich zur Durchführung gelangt. Da man hiebei aber die
einspringende Ecke in der Schauflergasse - bis auf die Verschiebung des
Tores selbst und den damit unmittelbar im Zusammenhange stehenden
Änderungen - im früheren Zustande beließ, kam das Oktogon an diesem
Tore in eine auffällig schiefe Lage, die sonst gar nicht zu erklären wäre
(Abbildung auf Seite 610).
Es ist dies ein Punkt, der mir sogar von ganz besonderer Wichtigkeit
zu sein scheint.
Es drängt sich nun die Frage auf, wer diese Einzeichnung vorgenommen
hat. Der nächste Gedanke ist natürlich der an Hildebrandt selbst. Für ihn
spräche auch die offenbare Rücksicht, die bei Anlage der Ellypse auf die
bestehenden Mauern genommen wurde (während später der benachbarte
kleine Hof verlegt werden mußte), dann die Ähnlichkeit der Vorhallenbildung
im Palais Daun, jetzt Kinsky (Abbildungen auf Seite 61g und 620), weiterhin,
daß eben die Achsenteilung der Hoffassade nicht mit der später ausgeführten
stimmt, endlich die Beibehaltung der scharfen Ecken vorne und vielleicht
die reichere Gliederung mit Risaliten.
Jedenfalls muß die Einzeichnung vor dem Beginne der Ausführung der
bestehenden Fassade erfolgt sein, da man sich später zur Unterlage für eine
neue Idee gewiß nicht des Planes einer überwundenen Zeit bedient hätte.
Grundriß der Eingangshalle des Palais
Daun (jetzt Kinsky) in Wien nach Niemann