MAK

Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 11)

Wir können nun aber 
wohl sagen, daß durch 
die Ausführung der Kup- 
peln der bauliche Ge- 
danke, wie er dem gesto- 
chenen Entwurfe inne- 
wohnt, eigentlich aufge- 
hoben ist. Das ganze 
Schwergewicht des 
Baues, das in dem Mo- 
delle offenbar in den un- 
teren Teilen ruht, "wird 
nun nach oben getragen 
und überhaupt die Wir- 
kung aller Teile ver- 
schoben. 
Es erscheint mir für 
einen wirklichen Künstler 
aber undenkbar, daß er 
bei einem in sich so ge- 
schlossenen Entwurfe, 
wie der Stich ihn uns 
zeigt, einfach alle unteren 
Teile unverändert ließe 
und plötzlich ganz ab- 
weichende und ab- 
lenkende Formen auf- 
setzte. Das wird auch 
ein künstlerisch empfin- 
dender Bauherr niemals 
geduldet haben. 
Ein Baum, der oben 
anders aussieht als ein Die National Compezition xgoö, Louis: Davies, Newcaslle-on-Tyne, 
anderer, hat auch unten Tapmnemwrf 
schon andere Formen, ein Mensch von gedrungener Körpergestalt hat 
schon einen anderen Unterkörper als ein schlanker, oder er sieht eben un- 
schön, wenn nicht komisch, aus; aber auch ein Kunstwerk ist ein Organismus. 
Wie fein haben das zum Beispiele schon die Erweiterer der Wiener Stephans- 
kirche in gotischer Zeit empfunden, da sie mit Rücksicht auf die gewaltige 
Höhe des neuen Baues, insbesondere des Fensters über dem I-Iaupttore, 
das romanische „Riesentor" mit einem vorgestellten Spitzbogen versahen; 
so wurde das Alte bewahrt und ein Übergang zum Neuen geschaffen? 
" Eine bloß technisch nötige Änderung hätte man jedenfalls ganz anders und einfacher durch- 
führen können.
	        
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