Zweifel an der Urheberschaft jadots beheben. Es ist der Stil der fort-
geschrittenen Pariser Kunst jener Tage.
Der Umstand, das Jadot erst im Jahre 1750 zum Hofbauinspektor
ernannt wurde, schließt natürlich nicht aus, daß er schon früher einen
Plan ausarbeitete, vielleicht schon 1745, wie bei einem von Aman wieder-
gegebenen Plane in Jadots Art erwähnt ist; der Künstler war, wie gesagt,
sicher schon lange vorher für den Hof beschäftigt.
Das Wichtigste an dem Entwurfe Jadots ist für uns natürlich wieder
die Front gegen den Michaelerplatz; beiläufig sei erwähnt, daß sie in dem
abgebildeten Entwurfe auf einem eigenen Stück Papier gezeichnet und an
Stelle eines ausgeschnittenen Teiles eingeklebt ist - man sieht, wie sehr
gerade in diesem Punkte die Ideen wechselten. Die Mitte hat drei Achsen,
die Teile zur Seite haben je fünf. Die Einschwingung ist sehr stark; es bleibt
deshalb nur verhältnismäßig wenig Tiefe in der Mitte und schon darum ist
an einen Rundbau hier nicht zu denken.
Das Tor führt durch die Längsmitte des nach links erweitert gedachten
Hofes; der öffentliche Verkehr ist, wie offenbar auch schon bei früheren
Plänen, von der Burg selbst abgeleitet und führt durch die SchauHergasse
zu einem neuen Stadttore.
Wir werden dabei an die Worte ]. Bas. Küchelbeckers (a. a. O. Seite 620)
erinnert: „Nahe bey derselben (der Burgwache) gehet ein ordentliches Stadt-
Thor, das Burg-Thor genannt, unter denen Kayserlichen Apartemens oder
Zimmern, hinaus, welches ebenfalls wegen der vielen Wagen, und andrer
starken Passage, eine grosse Incommodite ist."
Auf dem einen der Pläne Pacassis, über die noch kurz gesprochen
werden soll, ist das neue Tor auch tatsächlich angegeben.
Außerordentlich bemerkenswert ist die Verschiebung des großen Hofesf"
die Ursache dazu liegt offenbar in dem Streben, die Mitte des Hofes mit dem
Torbau gegen den Michaelerplatz, der allmählich der Angelpunkt der ganzen
Anlage geworden ist, in Einklang zu bringen.
Wenn man je an eine Mittelkuppel dachte, nie wäre sie so berechtigt
gewesen wie jetzt, wo sie zugleich nach dem Hofe hin hätte wirken können,
während sie früher _ vom Hofe aus gesehen e als exzentrisch hätte stören
müssen; aber gerade jetzt ist nicht nur die Rotunde geschwunden, sondern
auch eine Mittelkuppel nachweisbar ausgeschlossen.
Es ist mir nämlich gelungen, für den hier besprochenen Plan Jadots
den Fassadenentwurf in einer an sich ganz unscheinbaren Zeichnung der
Wiener Städtischen Sammlung nachweisen zu können.
Ich habe bereits erwähnt, daß gerade der Teil des Planes, der die
eingeschwungene Fassade zeigt, an die Stelle eines ausgeschnittenen Stückes
nachträglich eingesetzt worden ist; bei der Umänderung, die wohl rasch vor
sich gehen sollte, ist die Innengliederung des Bauteiles, die wir jedoch an
"f Diese Idee ist auch von dem größten später an der Hofburg tätigen Architekten, Van der Nüll, in seinen
Entwürfen wieder aufgenommen worden.