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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 11)

 
DIE NATIONAL COMPETITION 1906 54b VON 
P. G. KONODY-LONDON 51b 
IE jeweiligen Resultate der National Competition _ 
das ist des Wettbewerbes der unter der Zentral- 
leitung der South Kensington-Behörde stehenden 
Kunst- und Kunstindustrieschulen - sind nicht 
ohne tiefgehende Bedeutung für den Entwicklungs- 
gang des englischen Kunstgewerbes, denn wenn 
auch die etlichen x6.ooo der Prüfungskommission 
vorgelegten Arbeiten nur von häufig noch kaum 
reifen Schülern stammen und das Ungewisse, 
Schüchterne, Zögernde des noch Lernenden auf- 
weisen, so läßt sich doch aus der Summe dieser 
Arbeiten auf die Tendenz der Gegenwart und auf die Aussichten für die 
nächste Zukunft schließen - auf erstere durch die Prinzipien des Unter- 
richts, der zu diesen Resultaten führt, und auf letztere durch das Versprechen 
manchen individuellen Talents. 
Dabei darf allerdings nicht außer acht gelassen werden, daß die Aus- 
stellung dieser Schülerarbeiten dem Publikum nur die ausgewählten und 
preisgekrönten Arbeiten vor Augen führt, nur zirka zehn Prozent der Un- 
menge von Versuchen, mit denen sich die Prüfungskommission zu befassen 
hat. Und so läßt sich denn auch der Widerspruch zwischen dem im großen 
ganzen abfälligen Urteil des Prüfungsausschusses und dem ganz erstaunlich 
hohen Niveau der ausgestellten Arbeiten erklären, denn das abfällige Urteil 
bezieht sich mehr auf das Zurückgewiesene als auf das Preisgekrönte. 
Von größter Bedeutung ist die unverkennbare und von ]ahr zu Jahr 
mehr hervortretende Tendenz, die Entwürfe für kunstgewerbliche Gegen- 
stände nicht als abstrakte Erfindung zu behandeln, sondern auf dieAusführung 
im entsprechenden Material Gewicht zu legen. In früheren Jahren wurden 
allzuhäufig Zeichnungen eingesandt, welche zwar an und für sich genügend 
originell und dem Auge gefällig, aber zur Übertragung ins Material gänzlich 
ungeeignet waren. Heute tritt das Technische mehr in den Vordergrund. 
Häufig sind die Zeichnungen für Gegenstände jeglicher Art neben der Um- 
setzung der künstlerischen Erfindung in greifbare Wirklichkeit ausgestellt 
und in den verschiedenen Industriezentren, wie zum Beispiel Birmingham 
für Schmuck und Metallarbeiten, Burslem und Hanley für Töpferei, Notting- 
ham für Spitzen und so weiter, wird der Unterricht vom Anfang an direkt 
auf die praktische Verwertung des Könnens gelenkt. Das Beste, was die Aus- 
stellung der National Competition aufzuweisen hat, dankt seinen Ursprung 
diesen auf das Praktische weisenden Lokalbedingungen und am schwächsten, 
bis ans Nichtssagende grenzend, sind jene Industriezweige vertreten, deren 
Betrieb nicht zentralisiert ist, wie zum Beispiel die Möbelkunst. Schon an- 
läßlich der letzten Arts and Crafts-Ausstellung konnte man nicht umhin,
	        
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