MAK

Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 11)

die Armut an Erfindung in der Möbelabtei- 
lung zu konstatieren. Immerhin waren da 
aber doch die Arbeiten reifer Künstler zu 
sehen, während sich die Möbelentwürfe der 
National Competition auch nicht ein einziges 
Mal über das Schülerhaft-Dilettantische er- 
heben. Es lassen sich höchstens einige Lob- 
worte über die technisch vortreffliche Holz- 
schnitzerei aussprechen, obgleich die Nei- 
gung zu naturalistischer Behandlung hier 
häufig das wahre Wesen des Ornaments 
außer acht läßt. Von neuen Formen ist hier 
nichts zu finden und die Dekoration, ob ge- 
schnitzt oder gemalt oder eingelegt, ist zu 
unabhängig aufgefaßt und hat wenig oder 
keinen natürlichen Zusammenhang mit der 
Form und dem Zweck des Möbels. So ist 
zum Beispiel die Bemalung von L. L. Jones 
WandschirmvortrefflichalsBildkomposition 
und in der Farbenwirkung. Der Schirm selbst 
aber ist bedeutungslos als Möbelstück und 
wirkt höchstens als Umrahmung der Bilder. 
Das vielversprechendste der durch die 
diesjährige Ausstellung zu Tage gebrachten 
Talente istunzweifelhaftCharles L. j. Doman 
aus Nottingham, der Gewinner von nicht ßieNarionalbCvmp-rifivn 1936. flharles I-- J- 
weniger als zwei Gold- und zwei Silber- Dom"N""'"g"i','g;ifjjjj'""m" Bronw 
medaillen. 
Sein Spezialfach ist die Skulptur, und sowohl in seinen Wiedergaben nach 
der Antike als in seinen unabhängigen Arbeiten zeigt er ein Formverständnis 
und ein Gefühl für plastische Feinheit, das mehr von ausgebildeter Meister- 
schaft als von schülerhaftem Versuchen spricht. Seine preisgekrönte Akt- 
studie nach der Antike hat ein nervöses Leben, wie es beiKopien nur höchst 
selten zu finden ist, und beweist nicht nur ein scharfes Auge und ein 
für einen Anfänger kaum begreifiiches technisches Können, sondern auch 
ein Verständnis der klassischen Kunst, das die äußere Form tief durchdringt 
und der griechischen Naturauffassung auf den Grund geht. Bei solcher 
Grundlage ist es kaum überraschend, auch bei seinen selbständigen Arbeiten 
eine seltene Reife, ein ausgesprochenes Schönheitsgefühl und eine feste, 
sichere Handhabung anzutreffen. Sein Türklopfer mit den anmutigen und 
fehlerlos modellierten Putten und dem gesund architektonischen Aufbau ist 
eine ganz bedeutende Leistung. Er hat die solide Schwere und Gedrungenheit, 
die seiner Bestimmung entspricht, ohne in plumpe Schwerfälligkeit auszu- 
arten. Er ist ebenso frei von der Nachahmung der Cinquecentisten als von 

	        
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