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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 11)

erkennung gefunden. Das Deutschmeisterdenkmal insbeson- 
dere, dessen Bezirk terrassenartig erhöht, wie eine kleine 
Zitadelle die ganze Mitte des Platzes einnimmt, macht einen 
originellen, wehrkräftigen Eindruck. Die architektonische 
Idee hat sogar ihren modernen Zug, der sich auch im ein- 
zelnen ankündigt. Bei den militärischen Darstellungen ist 
der Realismus der vorhergehenden Epoche maßgebend. So 
bei dem fahnenschwingenden Deutschmeister auf dem hohen 
(Konopischter) Granitpylon und den beiden rühmlichen Epi- 
sodengruppen auf seitwärts ausladenden Konsolen, während 
die beiden vergoldeten Hochreliefs (Zenta und Kolin) am 
Sockel den barocken Zeitstil von dazumal vorzüglich treffen 
und die Vindobona, die den Lorbeer emporreicht, sich mit 
mehr akademischer Fassung begnügen muß. Beim Hoff- 
mannschen Brunnendenkrnal ist das Porträt auf ein Relief- 
medaillon beschränkt, die symbolisierende Begleitung bilden 
überaus sorgsam durchgebildete, zum Teil reich drapierte 
Freifiguren und ein Adler krönt die hohe Spitzsäule. Beide 
Male sehen wir also den intelligenten Eklektizismus am 
Werk, mit künstlerischem Verstand und technischer Tüch- 
tigkeit, ohne modernistische Anwandlung, die der Gelegen- 
heit nicht entsprochen hätte. Es ist dem, was man heute 
fraglos verträgt, das mögliche abgewonnen. Das dritte Denk- 
mal gilt einem großen Wiener Künstler der Vergangenheit, 
Georg Rafael Donner. Es steht in einem der Rasenßecke des 
verlängerten Schwarzenbergplatzes und ist eine tüchtige 
Arbeit von Richard Kauffungen. Auf einfachem, modernes 
Detail meidendem Sockel von braunrotem Granit eine über- 
lebensgroße Bronzeiigur, im Arbeitskittel am dreibeinigen 
Ständer, auf dem das Modell der Hauptfigur des Donner- 
brunnens steht. In der bewegten Stellung mit aufgestemm- 
tem rechten Fuß und dem erregten Antlitz läßt der Künstler 
das feurige Blut Donners und ein wenig auch seinen harten ' 
Lebenskampf anklingen. Durchführung im Sinne des ob- M's dem R'1iq"i'"s_d""' d" 
. Hauses Braunschweig-Lüneburg, 
gedachten ReahSm"S' Das Welfenkreuz, Rückseite 
ÜNSTLERHAUS. Die I-Ierbstausstellung der Künstlergenossenschaft füllt das 
ganze Haus, und zwar mit fast lauter einheimischem Erzeugnis. Ein Sensationsstück 
ist nicht vorhanden, doch geben die Fortschritte des Nachwuchses der Ausstellung ein 
lebhafteres Interesse. Überdies ist mancher lohnende Rückblick in die Vergangenheit 
eröffnet. So enthält der erste Stock eine Gedächtnisausstellung Peter Krafftscher Werke 
aus Anlaß seines fünfzigjährigen Todestages. Die Wiener Galerien haben manches all- 
bekannte Siegesbild, Landwehrrnannsbild oder auch romantische Szenen aus den Dich- 
tungen der Dichter beigesteuert. Am lebensvollsten aber wirken die Bildnisse aus jenem 
Wien, das heute schon eine so schöne Patina hat. Da lebt ein Meister der Zeit weiter. So 
in dem großen Ölbrustbild der reizenden Erzherzogin Henriette und dem kleinen, miniatur- 
feinen Reiterbildnis des Erzherzogs Carl, in den behäbigen Brustbildem des Ehepaars 
Dominik und Therese Artaria, in dem großen Gruppenporträt der Familie Konrad Laurenz 
von Dietrich-Landsee, aber auch in zahlreichen mit leichtem Bleistift hingeschriebenen 
Generalsporträten von 18x 3 bis 1814 und den äußerst sorgfältigen Tuschporträten des Erz- 
herzogs Carl und anderer hoher Herrschaften. Auch die Damen seiner Familie und sich 
selber hat Krafft trefflich abkonterfeit, am köstlichsten seine schöne junge Frau Julianne. 
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