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mit ihren Schwarzbildchen. Deren eigentlicher Reiz aber liegt in der Feinheit und Leichtig-
keit, mit der Halme, Ähren, Blattwerk, die ziehenden Fäden von Spinnweb und Altweiber-
sommer über ihre Blätter hinspielen.
Man denkt von diesen hingestreuten, reizvoll unsymmetrischen und in der Physio-
gnomie so scharf präzisierten Schattenspielen der Natur an Lafcadio Hearns Schilderung
seiner Augen-Erlebnisse vor den japanischen Papierfenstern, auf denen sich die Umrisse der
Zweige abzeichnen und von denen er glaubt, daß sie von großem Einfluß für die japanische
Zeichenfähigkeit und den Takt des suggestiven scheinbar unbeabsichtigten Arrangements
gewesen sind. Felix Poppenberg
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM Sie
RQFFNÜNG DER VVINTERAÜSSTELLÜN G. In Anwesenheit Seiner
Exzellenz des Herrn Ministers für Kultus und Unterricht Dr. Gustav Marchet und
zahlreicher geladener Gäste wurde am zo. d. M. die Winterausstellung im k. k. Öster-
reichischen Museum eröffnet. Um n Uhr kam Seine Exzellenz der Minister für Kultus und
Unterricht Dr. Gustav Marchet mit dem Sektionschef Dr. Grafen Wickenburg. Im Vestibül
empfing ihn der Direktor Hofrat von Scala und geleitete ihn nach der Begrüßung in den
Säulenhof, wo er ihm zunächst die Beamten des Museums vorstellte. Sodann trat der
Minister den Rundgang durch die Ausstellung an. A Wir werden im Jännerheft unserer
Zeitschrift einen ausführlichen reich illustrierten Bericht über die Ausstellung veröffent-
lichen. - Die Ausstellung ist an Sonn- und Feiertagen von g bis 4 Uhr und an Wochen-
tagen von 9 bis 6 Uhr abends geöFfnet.
D ER RELIQUIENSCHATZ DES HAUSES BRAUNSCHWEIG-LÜNE-
BURG, welcher durch nahezu 40 Jahre im k. k. Österreichischen Museum verwahrt
und der Besichtigung und Forschung zugänglich gemacht war, ist vor kurzem an Se. königl.
Hoheit den Herzog Ernst August von Cumberland zurückgestellt worden; er ist nicht, wie
angenommen wurde, nach Gmunden, sondern in das herzogliche Palais nach Penzing
gebracht worden. Der in dem monumentalen Werke von Wilhelm Neumann „DerReliquien-
schatz des Hauses Braunschweig-Lüneburg, Wien, Hölder 189i" publizierte Schatz enthält
82 Objekte (Kreuze, Tragaltäre, Reliquienschreine, Kistchen, Büchsen, Tafeln und Buch-
einbände, Büsten und Kopfreliquiarien, Arme, Ostensorien, Monstranzen, ciborienförmige
Gefäße, Agnus dei, Phylakterien etc.) von unschätzbarem historischen und künstlerischen
Werte. Wir reproduzieren die kostbarsten Stücke: das große Kuppelreliquiar, das Welfen-
kreuz, die Patene des heiligen Bernward und den Tragaltar des Eilbertus.
EU AUSGESTELLT wurden in den Sälen II und III Porzellane, die aus Fürstlich
Mettemich-Winneburgschem Besitz stammen und die als ein Teil des Substitutions-
vermögens dieses Fürstenhauses für längere Zeit im k. k. Österreichischen Museum ver-
bleiben sollen. Unter diesen Porzellanen, welche zahlreiche chinesische und japanische
Arbeiten umfassen, und wozu auch einiges Wiener Porzellan, sowie ein Tafelservice aus
Sevres aus der Zeit um 18m gehören, ist namentlich ein großes Service, das nach 1840
ebenfalls in Sevres ausgeführt wurde, als Prachtleistung ersten Ranges zu bezeichnen.
Das Service war ein Geschenk des KönigsLouisPhilippe an den Staatskanzler Fürsten
Klemens Metternich anläßlich der am 10. Oktober x846 stattgefundenen Hochzeit seines
Sohnes Antoine Philippe Louis von Orleans, Herzogs von Montpensier mit der Infantin
Marie Louise, Schwester der Königin Isabella von Spanien. Es besteht aus 85 Tellern,
2 großen vasenförmigen Kühlgeiäßen, 8 Fruchtschalen, 2 Zuckervasen, 8 Dessertschüsseln,
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