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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 3)

auf der Rückseite nicht nur mit K. P. M. in Blau unter Glasur, sondern auch 
mit „den 17. Majus Anno: 1727" in Gold bezeichnet. Das ist das Datum, an 
dem Peter II., der Enkel Peter des Großen, seine nur kurze Regierung antrat, 
ein Tag, der wohl Veranlassung geben konnte, ein solch prächtiges Porzellan- 
stück als Geschenk für den Kaiser in Meißen zu erwerben. 
Auf vier mit Akanthusblättern verzierten, hohen, übereck gestellten 
Volutenfüßen setzt sich ein schmales Postament, von dem vorn und auf den 
beiden Seitenwänden eine Art Lambrequin herunterhängt. Darauf erhebt 
sich das oben und unten in Voluten endigende Gehäuse, in dessen unteren 
Ausschnitt der vorderen und der Seitenflächen je ein Löwe liegt. Die Seiten 
sind unten ornamental durchbrochen, während sich im oberen stichbogen- 
förmigen Abschluß eine männliche Maske befindet. Auf der mit mächtigen 
Volutenansätzen versehenen, kuppelartigen Bekrönung ist ein kleines Posta- 
ment angebracht, auf dem irgendein Abschluß gedacht werden muß. Die 
jetzt dort befindlichen zwei Putten gehören nicht dahin, sie zeigen sich 
anders in Material und Stil. Das ganze ist sehr reich mit bunten Chinesen- 
szenen in Kartuschen von Gold und Eisenrot und chinesierenden Blumen- 
ranken bemalt, und zwar so überaus fein, daß ich hier an die Hand Hörolds 
denken möchte, der damals diejenigen Stücke, auf die es besonders ankam, 
sicher selbst bemalt hat?" Das Zifferblatt zeigt fein ziselierte Bronzearbeit 
mit Lambrequinbekrönung, Voluten- und Blattornament und ist mit 
„Graupner" bezeichnet. 
Es gab in Dresden zwei Uhrmacher, die den Namen Graupner führten, 
Paul, der 1696, undjohann Gottlieb, der 1717 Meister wurde?" Wahrscheinlich 
handelt es sich hier um den letzteren, der als der berühmtere angesprochen 
werden muß. Von ihm befindet sich unter anderem auch im Dresdner 
Kunstgewerbemuseum ein Werk. Da man weiß, daß der jüngere Graupner l 
viel mit Dinglinger zusammen gearbeitet hat, so ist es wohl möglich, daß 
dieser Dresdner Goldschmied mit beim Zifferblatt tätig gewesen ist. 
Wenn mir nun auch die Form dieses Uhrgehäuses an anderer Stelle 
noch niemals vor Augen gekommen ist, so möchte ich doch kaum glauben, 
daß es für diesen besonderen Zweck modelliert wurde, sondern vielmehr 
annehmen, daß es damals als eines der kostbarsten Stücke im Meißner 
Lager vorhanden war und nur, als es von Rußland aus bestellt wurde, mit 
dem Datum in Goldschrift versehen wurde. 
Wer nun aber das Modell hierzu verfertigt hat, ist eine Frage, die ich 
nicht sicher sondern nur vermutungsweise zu beantworten vermag. Kirchner, 
an den man zunächst denken möchte, besonders da ihm in seiner ersten 
Meißner Zeit nachgerühmt wird, daß er „verschiedene Uhrgehäuse" - 
„von gar angenehmer Invention" geschaffen habe, kann nicht in Frage 
kommen, da er zur Zeit derDatierung der Petersburger Uhr kaum einen halben 
" Erst von x73: erhielt Hörold in Meißen ein festes Gehalt. Bis dahin rechnete die Fabrik mit ihm 
über jedes Stück ab; die Maler, die ihm dabei halfen, bezahlte er nach seinem Gutdünken. Die besten Arbeiten 
und diejenigen, die am meisten einbringen mochten, hat er selbst gemacht. 
"' Nach gültiger Mitteilung des Konservators Engelmann in Dresden.
	        
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