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Aber das Wesentlichste in der
Veränderung der Zustände liegt wohl
darin, daß die Utopie von damals heute L u n d b O
als ein Programm der nächsten Zukunft Pg ffu m e 5
verkündet werden kann und daß die
ganze Behandlung der Frage nicht mehr
mit dem Zweifel an das Gelingen ver-
knüpft ist, sondern bereits auf die Er-
reichung einer möglichstvollkommenen
Lösung gerichtet ist.
Es sei uns gestattet, hier eine Stelle
aus Eitelbergers Schrift einzuschalten,
die auch der modernen Veröffentlichung
als Motto dienen könnte:
„Wir schlagen den Besitz eines
eigenen Hauses für die Bedeutung der
Familie außerordentlich hoch an; denn
wir sagen, daß die sittliche und geistige
Kraft des Familienlebens geknickt ist,
wo ihm der heimatliche Boden des
Wohnhauses fehlt und wir glauben,
daß es der Anstrengung unserer besten
Kräfte und der Erwägungen unserer
wahren Patrioten würdig ist, der Fa-
milie, wie sie ist, zu ihrem uralten Rechte, dem Rechte einer heimatlichen
Wohnung zu verhelfen."
Das ist der Kernpunkt der ganzen Frage, wie sie heute noch liegt und
heute noch von denen aufgefaßt wird, die es ernst mit der Kunstförderung
und der Kulturförderung meinen.
Die Erscheinung der großen Isoliertheit künstlerischer Bestrebungen,
ihrer Entfremdung vom täglichen Leben, ihrer geringen Resonanz in den
Kreisen der Intelligenz hat ja ebenfalls eine ihrer Wurzeln in der Unsicherheit
der Wohnungsverhältnisse. Es wird ja auch die Vererbung beweglichen
Besitzes, die Weiterführung einer Tradition in den Wohnsitten, in der
Ausgestaltung des Heims durch die Mietwohnung illusorisch. Der rasche
Wechsel des Besitzes zerstört die Liebe zu den Dingen, die uns umgeben.
Und diese Liebe ist das Lebenselement jeder Kunstförderung.
Überall sind in unserer kampfreichen, Fieberhaft tätigen Zeit die
Menschen in bedenklicher Minderzahl, welche ihr Leben von innen heraus
zu gestalten trachten, zu gestalten vermögen. Überall sind noch immer die
Verhältnisse zwingend, welche die Bedürfnisse der Masse diktieren, erst die
jüngste Zeit beginnt wieder den Wert der Individualität hoch zu stellen, sie
in ihrer Besonderheit zu pflegen. Der Zug nach der Großstadt hat nicht
aufgehört, das Anwachsen der großen Häusermassen, das Vorherrschen des
J. H. Hinterrneister, Annonce
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