MAK

Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 12)

 
Aus Haenel und Tscharmann. Das Einzelwohnhaus der Neuzeit: Landhaus Pfieghard 
„zum Öpfelbäumli" bei Zürich 
Punkt mit ausgeführten Bauten. Daß jedem Schaubild auch Grundrisse und 
sachliche Erläuterungen beigegeben sind, erhöht gar sehr die Brauchbarkeit 
des Buches, das dadurch einen sehr populären Anstrich erhält. 
Auch ein anderes Moment spielt bei der Auswahl mit, das zur Erhöhung 
der Popularität dienen wird. Die Beispiele sind vorwiegend leicht verständ- 
licher Art und die strengere Künstlerkunst, jene von den Besten für Aus- 
erwählte geschaffenen Werke sind vermieden. Das Buch wendet sich eben 
vorwiegend an die Kreise der Baulustigen, oder an solche, die es werden 
können. Es sind die meisten der guten Lehren darin enthalten, die heute aus 
dem Studium der heimischen Bedürfnisse und der fremden Erfahrungen 
abgeleitet werden und in ihrer Anwendbarkeit auf moderne Verhältnisse 
erprobt sind. Sie gipfeln in der Charakteristik der Bauweise unserer Zeit, deren 
Kennzeichen sind: 
,.Gesteigerte hygienische Anforderungen im Grundriß, Aufbau und 
Ausbau und größte Zurückhaltung von Schmuckformen am und im Hause." 
Reichtum im Ornament ist heute fast stets ein untrügliches Zeichen für 
innere Leere, ein Deckmantel für innere Gebrechen. Mit Recht betont 
Tscharmann, daß die Schönheit eines Baues im Grunde nichts anderes ist, 
als „der durch einen kraftvollen künstlerischen Willen rhythmisch geformte 
Ausdruck höchster Zweckmäßigkeit". 
Es ist noch nicht lange her, daß bei uns so wie einst bei Beginn der 
modernen englischen Baubewegung die Künstler selbst öfter zur Feder 
greifen, um auch auf weitere Kreise aufklärend zu wirken.
	        
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