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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 12)

Epigrammen gegen Berühmtheiten des Tages 
und einer Vignette: zwei gekreuzten Degen 
unter einer Krone. Napoleon I. imperialisierte 
die Spielkarten, ließ sich aber lange Zeit. Erst 
am 1. Oktober 1810 erschien das bei David 
bestellte und von Andrieu in Stahl gestochene 
Spiel. Karokönig ist darin Napoleon unter 
Cäsars Zügen, Piquekönig ist David, dessen 
Name hebräisch geschrieben ist, Treffkönig 
Alexander, mit griechisch beigeschriebenern 
Namen. 
Die Phantasiekarten nahmen im XIX. 
Jahrhundert einen neuen Aufschwung. I-Iou- 
bigant brachte 1816 zur Hochzeit der Her- 
zoginvon Berryein Spiel aus derfranzösischen 
Geschichte in Umlauf, mit gotischer Schrift. 
Die Figuren ließen an Royalismus nichts zu 
wünschen; Henri IV., Jeanne d'Albret, Crillon, 
Franz I., Margarete von Valois, Bayard und 
Deutsche Spielkarte von 154i aus dem so weiter, lauter schön ausgeführte Ritter und 
Werke von Henry Dükllemagne: Die Spiel- goldgestickte Damen in unverfälschtem Re- 
kam" "m" XIV" bis Xx' Jahrhmdm staurationsstil. Ein anderes Spiel ging auf 
Ludwig XVI. mit Marie Antoinette, dem Herzog von Berry und so fort. Das 
Spiel der Cris de Paris ist bereits erwähnt. 
1855 kam ein Spiel mit bekannten Schauspielern, die photographisch 
gegeben waren, und ein Spiel der „Drei Musketiere", mit D'Artagnan als 
Piquekönig, Aramis Herzkönig und so fort. 1859 kam zu Ehren Napoleons III. 
ein Spiel der befreundeten Souveräne: Königin Viktoria und der Prinz-Gemahl, 
Napoleon und Eugenie, Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth, Alexan- 
der II. und die Zarin. In den Jahren 1824, 1849 und 1858 erschienen Spiele mit 
Modebildern, den neuesten Toiletten, ein ganzes Taschenmodejournal. Der 
zweiköpl-ige Typus ist schon ziemlich alt; ein solches Spiel brachte GaetanoSal- 
votti in Vicenza 1602 (Brüsseler Museum). In Frankreich tritt es offiziell 1827 
auf, doch sind solche schon 1745 in den Grenzdepartements, für den Export, 
erwähnt, auch in Poitiers (1790) und Marseille (1801). Phantasiekarten dieser 
Art gibt es 1833 von Steinbecher in Frankfurt. In den letzten Jahrzehnten 
kommen politische und andere Spiele vor; die große Firma Grimaud, deren 
Teilhaber M. Marteau, einem bedeutenden Sammler, D'Allemagne sein Werk 
gewidmet hat, war in solchen Ausgaben fruchtbar. 
Die belehrenden Karten beginnen schon im XIV. Jahrhundert in Italien 
(1393 erwähnt) mit den sogenannten „Naibi" (50 Blatt), zum Gebrauch von 
Kindern. Verfasser hält das in der Bibliotheque Nationale befindliche soge- 
nannte Tarot de Mantegna (um 1470 gestochen) für eine treue Wiedergabe 
davon. Diese vielumstrittene Bilderserie gilt anderen überhaupt für kein Spiel. 

	        
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