verdienen gute Noten. Die Damen Hilda und Nora Exner sind als Plastiker längst anerkannt;
eine merkwürdige Zumbusch-Stilisierung in Marmor und eine Marmorgruppe „Liebe" (von
Nora) und eine anmutig schlicht gegebene Mädchenbüste in Bronze (Hilda) sind des Beifalls
sicher. Fritz Zeymer aber hat für Langenzersdorf ein bemerkenswert hübsches modernes
Landhaus, mit geschnittenen Baumgängen um die Hofterrasse, modelliert. Gleichzeitig sah
man eine Spezialausstellung origineller Handarbeiten von Frau Amalie Szeps. Häkel-
spitzen und Perlenarbeiten. In den letzteren besonders ist ein eigener Erfindungsgeist
und eine selbstgeschalfene Virtuosität, die in Paris auf der Ausstellung der „Arts de la
femme" mit einem wohlverdienten Preis ausgezeichnet wurden. Diese Ridiküls, Kolliers,
Krawatten und so weiter, aus Stahl-, Granat-, Bernstein- und weißen Glasperlen in allerlei
geschmackvollen Kombinationen sind in der Tat eine Spezialität und haben sich sogar
flott verkauft. Frau Szeps ist aus der Rasse, die uns auch Henriette Mankiewicz
gegeben hat.
EÜES ZUR WIENER BARQCKE. Dr. losefDernjac hat diesen Sommer eine
gehaltvolle Arbeit zur Wiener Barocke erscheinen lassen: „Die Wiener Kirchen des
XVII. und XVIII. Jahrhunderts" (Wien, Hölder, mit gg Illustrationen). Er vergleicht diese
Bauwerke mit allen vorhandenen alten Aufnahmen, die zum Teil von der schließlichen
Form sehr abweichen, hat aber auch die gute Idee, aus den Archiven der Wiener Stadt-
baudirektion eine Anzahl bisher unbeachteter genauer Aufnahmen heranzuziehen, die ein
Wiener Stadtbaudirektor in den Sechzigerjahren von den damals sehr gering geschätzten
Bauten gemacht hat. Die Ergebnisse sind zum Teil überraschend. Es stellt sich heraus,
daß die Vorbilder, teils italienische, teils niederländische, nur um wenige ]ahrzehnte älter
waren als die Wiener Ableger, und zwar standen schon einige italienische Muster unter
dem Einliuß der katholischen Niederlande. Die Aufklärungszeit ließ sogar die einfachen
protestantischen Formen in Wien aufkommen. Die deutsch-niederländische Spätrenaissance
(Dietterlin, de Vriendt und andere) mit ihren schlanken dreistöckigen Fassaden, den seit-
lichen „Anläufen", Doppeltürmen, absonderlichen Turmhelmen und so weiter wird in Wien
der mächtigen lombardisch-römischen Schule (Domenico Fontana,Martino Lunghi der ältere,
Carlo Maderna und andere) und ihrer breit hingelagerten Zweistöckigkeit nie ganz ver-
drängt. Mancher direkte Hinweis ist sehr einleuchtend. Vorbildlich ist zum Beispiel die
Abteikirche von Averbode-lez-Diest, des Rubens-Schülers Faid'herbe, die dem Architekten
aus Sanderus' „Chorographia sacra Brabantiae 165g" und Le Roys „Coenobia et Castella
Brabantiae 1667" bekannt wurde und zuerst jenen Zentralraum in die Vierung einfügt,
der in unserer Peterskirche, nach Berninischem Vorgang in Sant Andrea am Quirinal,
ovale Form erhält. Die Kirche zu Averbode hat aber vielleicht schon das unmittelbare Ur-
bild der Peterskirche, Carlo Rainaldis Santa Maria di Monte Santo auf Piazza del Popolo in
Rom (sowie Francesco da Volterras S. Giacomo de' Incurabili) direkt beeinfiußt. Be-
merkenswert ist es, daß Dernjaä die Peterskirche nebst der Salesianerkirche wieder
J. B. Fischer von Erlach zuschreibt, dem sie bekanntlich von Ilg abgenommen worden.
Was ihn übrigens nicht verhindert, Fischer als „Eklektiker" niedriger einzuschätzen als
die originelleren I-lildebrandt und Galli-Bibiena. Seine Analyse der Karlskirche stellt diesen
Eklektizismus in ein helles Licht. Das Motiv einer Kuppel zwischen zwei spiralig relieiierten
„Trajansäulen" führt er auf Bartolis zwanzig Jahre älteres Werk: „Romanae magni-
tudinis monumenta" zurück, wo außer den beiden römischen Kaisersäulen auch der
restaurierte Tempel des I-Ionos und der Virtus, eine Rotunde mit zwei Ehrensäulen, publi-
ziert ist. Die Wiener Reliefsäulen entsprechen übrigens, wie bekannt, den Säulen des
Herkules vom Wappen Karls V. Die Konkavfassade ist zuerst von Fr. Borromini bei dem
Oratorium von S. Filippo Neri (x65o) und San Joso della Sapienza angewendet, weist aber
direkt auf Rainaldis prächtige Santa Agnese in Piazza Navona (1652). Die Durchgänge unter
den Türmen sind San Pietro entlehnt, die französisch durchgebildete Attika kommt von
der Pariser Eglise des Minimes, die senkrechten Ovalfenster sind in Oberitalien (Guarini