solcher gewahren kann." Diese Formen,
die mit den Anfängen der Technik zu
uns herübergekommen sind, stellen sich
gewissermaßen als verwachsen mit ihr
und als in ihrer Art klassisch dar, so
daß man im europäischen Stoffdrucke
immer wieder auf sie zurückgekommen
ist und sie nicht nur in der Barock- und
Rokokozeit, sondern selbst während des
strengsten Klassizismus, oft in derselben
Druckerei gleichzeitig mit ganz antiki-
sierenden Mustern, ausgeführt hat (vgl.
Abb. I bis 3)."
Der Gebrauch der eingeführten
und der in Europa nachgemachten
Druckstoffe dieser Art war seit dem
späten XVlI. Jahrhunderte (in Frank-
reich besonders seit dem Eintreffen der
Siamesischen Gesandtschaft am Hofe
Ludwigs XIV. im Jahre 1680) eine
förmliche Sucht geworden, gegen die
auch die strengsten Gesetze, wie sie
in Frankreich, England und andern
Abb. 24. Aus einem Mustertuch der „K. K. Privil. Ländern zum Schutz der Stoff-
Zitz ä Cattun Fabrik J. Silberer in (Set. Christoph efzeugung immer Wiedgr erlassgn wur-
bei) CoFiotau", 1818 wirkliche Größe (Österreichi- . . ..
schls Museum) den, nichts fruchteten. Wir mussen uns
auch der gleichzeitigen Vorliebe für
ostasiatisches Porzellan erinnern. "W Während die früheren europäischen
Drucke zumeist auf Leinwand ausgeführt waren, benützte man nun vor
"k Ein bemerkenswertes Bildnis mit Darstellung eines älteren ostasiatischen Stoffes haben wir in dieser
Zeitschrift tgiq, Seite 487, gebracht. - Nachahmungen indischer Stoffe, aber in der älteren europäischenTechnik,
sollen in Augsburg schon bis in das Jahr 1523 zuriickreichen; vgl. Depierre, a. a. 0., Seite a6 7.
""' Sehr bemerkenswert ist die Notiz bei Savary, a. a. 0., Spalte 790:
„Furie. Satin ou taffetas des Indes et de la Chine, peint dans le Pays, ou imite en Europe particuliere-
ment en France, en Hollande et en Flandre. Les satins ont e'te' appelles Furies, parceque les premiers qui
fureni apportees en Europe, avaient des dessins si extraordinaires et jenes, pour ainsi dire, sur l'e'toffe avec si
peu d'ordre et de proportion, qu'on eüt pü croire qu'ils etaient Pouvrage de quelque furie. C'e'toit des Figures
hideuses de serpent, d'animaux et de monstres imaginaires dont elles etoient chargees. On tächa d'abord
d'imiter en Europe Pextravagance des desseins chinois et l'on y reussit; mais Pinconstance franeaise ayant fait
peindre sur les satins ou taffetas. des fleures, des oiseaux etc. Phabitude qu'on avoit prise de les nornmer furies
leur conserva leur nom, quoiqu'il ne convint plus a la heaute des clesseins de cette nouvelle fabrique."
Jedenfalls bezieht sich diese Bemerkung aber nicht auf die typischen indischen und ostasiatischen
Blumen und anderen Zierformen, die in die europäische Weberei und Porzellanindustrie als dauernder Besitz
eingedrungen sind.
"d" Bezeichnend für die Verwendung der eingeführten Waren ist der Sinn, den der Ausdruck „Indienrie"
in Frankreich allmählich als hauptsächlichen angenommen hat. „Indienne" wird von Savary (lll, Spalte 420)
nämlich erklärt als „Rohe de chambre pour hommes ou pour femmes faites de ces toiles de coton peintes de
diverses couleurs et figure, qui viennent des Indes Orientales. On appelle aussi (!) Indiennes les toiles mönies
dont ces rohes de charnbre sont faites, soit qu'elles ayent e'te' fabriquees et peintes aux lndes, soit qu'elles ayent
e'ie' imitees et fabriquees en Europe."