Eckpartie in dem neuen Bodenseedampfer „Rhein", entworfen von H. E. v. Berlepsch-Valendäs in Planegg-
München
KLEINE NACHRICHTEN 5th
US DEM BERLINER KÜNSTLEBEN. Im Salon Cassirer ist die Schwarz-
Weiß-Ausstellung der Sezession eröffnet worden. Temperament und Physiognomie
lebt in den Spiegelungen dieser zeichnenden Künste und es ist von unerschöpflicher An-
regung, die wechselnde Fülle dieser Handschriften zu studieren.
Außerordentlich fesselnd stellt sich hier das zeichnerische Werk Vincent van Goghs
dar. Dieser Künstler-Schmerzensmann, der gleich dem Maler des Zolaschen l'Oeuvre sich
vor dem farbigen Phänomen konvulsivisch berauschte und von seinem Fieber verzehrt
wurde, ein Besessener, der keine Befriedigung für die rasende Wut seines kolorisüschen
Nachschaffensdranges errang, hat sich in seinen Bleistiftblättern ein Reich erobert, in der
er der Sklaverei des Wetteiferns mit der Natur entgeht und souverän zum unabhängigen
Herrn der Darstellung wird. Gogh hat sich eine kühne und fabelhaft sichere Technik aus-
gebildet, eine Strichführung, die die Natur nicht ängstlich ab- und nachzuschreiben sich
bemüht, sondern in einer ganz eigenen fruchtbringenden Art die Bilder in den Sinnen des
Betrachters hervorruft und erwachen läßt.
Aus einem Kreuz und Quer, aus einem Zickzackgewirr von Strichen baut sich leben-
und anschauungzeugend das Garten- oder Feldmotiv auf. Eine manchmal fast ornamentale
Musterung, - Spitzengewebe, Schachbrettfelderungen, Ellipsen von Halmlinien durch-
schnitten, Ring- und Kreisiigurationen - schließt sich in der Distanz als ein gegenständ-
licher Naturausschnitt, als Epheu und Zypressen, als Flachlandschaft, als Blumengarten
als Dorfstraße, als Wasserhahn mit Booten zusammen.