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Gruppe X\ Kurzwaaren.
diese interessante Fabrikation in umfangreichem Maasse zur Ausstel-
lung gebracht, und auch die verdiente Aufmerksamkeit gefunden.
England hatte die Gruppe X. wie andere nur in sehr geringem
Maasse beschickt, aber auch in Hinsicht auf die Qualität konnte das
Wenige, was dem Beschauer geboten worden ist, nicht als vollständiges
Bild der englischen Fancywaare-Industrie gelten, die sich sonst durch
den hohen Grad ihrer Vollendung, dem wirklichen „Finish“, so vor
teilhaft auszeichnet, und die hohen Preise ihrer Fabrikate rechtfer
tigt. Selbst Whitby hat die Repräsentation der Jetgegenstände den
drei russischen Firmen Borissoff, Godalin und Pipus im Kaukasus
überlassen, deren Waaren auch die ihnen gebührende Anerkennung
gefunden haben.
Umfangreicher als die beiden vorgenannten Länder ist das deutsche
Reich in der Kurzwaarengruppe vertreten gewesen. Wir haben schon
im Lingange dieses Abschnittes von dem deutschen Bernstein gespro
chen, und beginnen auch jetzt wieder mit der Aufzählung der Reprä
sentanten desselben. Von diesen steht unbedingt in erster Linie die
preussische Bernstein-Actiengesellschaft in Berlin und Königsberg. Von
Stantien & Becker in Berlin und Königsberg im Jahre 18G0 unter
deren Firma gegründet, und im Jahre 1871 in eine Actiengesellschaft
verwandelt, hat sich diese Gesellschaft bis zu dem jetzigen hohen
Stande ihrer Bedeutung entwickelt. Im Jahr 1871 wurden durch die
Gesellschaft 950 Centner Bernstein im Werth von einer Million
Rmk. gewonnen. Die Ausbeute erfolgt an der Kiiste der Ostsee bei
Schwarzort vermittelst Dampf baggern, bei Brüstorort vermittelst
laucherapparaten, bei Palmnicken vermittelst Grabung; ausserdem
wird noch an verschiedenen anderen Orten durch Schöpfen, Stechen
und Lesen das werthvolle Material gewonnen.
Durch das von der Gesellschaft eingeführte neue Sortiment ist
dem Käufer die Wahl aus circa 60 verschiedenen Qualitäten Bern
steins ermöglicht, und da die verschiedenen Sorten sich beinahe alle
auf Lager finden, so ist hierdurch allen möglichen Ansprüchen volle
Rechnung getragen. Die verschiedenen Arten der Gewinnung, sowie
die Manipulationen des Reinigens, die verschiedenen Sortirungen nebst
verschiedenen Cabinetsstücken hatte die Actiengesellschaft in sehr be
lehrender Weise zur Ausstellung gebracht, wofür sie durch Ertheilung
eines wohlverdienten Ehrendiploms ausgezeichnet worden ist. Die
schwierige Verarbeitung des Bernsteins wurde durch Ausstellungen von
Bernhard Liedtke in Königsberg, C. A. Wcstphal in Stolp, und
Daniel Alter in Danzig in anzuerkennender Weise ilustrirt. In ähn
licher Weise wie der Bernstein war auch das Elfenbein und dessen
Surrogate als Material und Halbfabrikat durch die schon Eingangs er
wähnte Firma II. A. Meyer in Hamburg auf das Beste repräsentirt.
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