in der rheinisch-westfälischen Gegend sich erhalten. Aus Kirchen, wo diese
Truhen meist zur Aufbewahrung der heiligen Geräte und Gefäße dienten,
sind manche Beispiele auf unsere Tage gekommen. Auch die Truhenreihe
der Figdorschen Sammlung beginnt mit einer solchen Truhe verhältnismäßig
geringen Umfangs (Abb. 6). Aus dem Elsaß erworben und aus Eichenholz
gefertigt, das für die nordeuropäischen Möbel lange das bevorzugte Material
blieb, zeigt das Stück in seinen massigen, aus gespaltenen Brettern herge-
stellten Wänden eine sehr archaische Form. Für niederdeutsche Herkunft
spricht die charakteristische Ausgestaltung der Seitenwände zu F ußstollen
Abb. u. Truhe aus Brixen, Anfang des XVI. Jahrhunderts. Höhe 0,94. Breite 1,55, Tiefe 0,64 Meter
und die Art der Fügung derVorderplatte an die Seitenwände. Die volutenartige
Gabelung der Endigungen der Eisenbeschläge, die an diesem Truhentypus
sich in stets ähnlicher Anordnung vorfinden, erinnert an romanische Formen.
Vielleicht aber ist die kleine Truhe erst im XV. Jahrhundert oder noch später
entstanden; derartig primitive Formen haben sich in bäuerlichen Kreisen, aus
denen das Stück möglicherweise stammt, oft merkwürdig lange erhalten.
Dieser durch ihre derbeFormgebung und dasMaterial äußerlich verwandt,
ein kleines flandrisches Trühlein, das aber eine wesentlich entwickeltere Stufe
zeigt: Füll- und Rahmenwerk, noch ohne Gehrung, die Füllungen mit bereits
falsch verstandenem gerollten Pergament geziert, daher trotz der alter-
tümlichen Erscheinung schwerlich vor dem XVII. Jahrhundert entstanden.
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