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Abb. 22. Kredenzschrarik aus der Auvergne,
XVI. jahrhundert. Höhe 2,14, Breite 0,78, Tiefe 0,49 Meter
nicht verleugnen können, die Wand- oder
noch genauer gesagt die alpine Art der Wand-
bekleidung, die Täfelung. Dabei war in den
Alpenländern das Holz in der freien und an-
gewandten Kunst das künstlerische Aus-
drucksmittel par excellence. Schnitzen und
Bemalen war dem Tiroler Schreiner in der
Glanzzeit der Tiroler Zimmergotik, den letzten
Jahrzehnten desXV. und denersten
des XVI. Jahrhunderts ebenso ge-
läufig als das zweckmäßigste Ver-
wenden verschiedener Holzarten
neben-und aufeinander zu erhöhter
Wirkung. Italienische Einflüsse der
Frührenaissance spielen jedenfalls
betreffs der technischen Sicherheit
auch mit herein.
Die Sammlung Figdor besitzt
eine Gruppe von Möbelstücken ge-
sicherter einheitlicher Provenienz,
die der ehemalige Müllerbursche,
dann Carlist undrnit eminentem Ge-
schmack begabte Sammler Soyter
aus dem Schlosse Annaberg im
VintschgaunachAugsburgschaffte,
von wo sie nach 40 jahren durch
Dr. Figdor wieder nach Österreich
zurückgebracht wurden. Es sind
glänzende und auch allbekannte
Vertreter der Blüte der Tiroler
Zimmergotik und sie zeugen gleich
dem schönen Altargemälde und
Chorgestühl im Ferdinandeum zu
Innsbruck für den hohen Kunst-
sinn der Herren, die in dem nun
in Schutt zerfallenen Schlosse
residierten. Schade, daß derschöne,
große, doppelgeschossige Schrank
mit der üblichen ungarischen Eber-
eschenfurnitur in den Flächen, wie
so viele Genossen im Kampf ums
Dasein, die beiden empfindlichsten
- weil durchbrochen gearbeiteten - von seinen fünf Gliedern, nämlich Fuß
und Bekrönung, verloren hat. Dafür entschädigen drei weitere Stücke, zwei