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dünnen vorderen Säulen wird durch feine Schwellung der Schäfte gemildert,
die diskrete Verwendung der geschnitzten Zierate, der warme braune Ton
des polierten Nußholzes, die gleichsam hingestreuten, Hüssig behandelten,
eingelegten Blumenranken in den glatten Flächen lassen die Arbeit als
glänzendes Erzeugnis echt französischen Geistes erscheinen.
Hier wie in den nächsten Stücken kommt die französische Vorliebe für
glänzende, spiegelnde, daher polierte Flächen zum Ausdruck, die auch zur
Aufgabe des mittelalterlichen Materials, der Eiche, zu Gunsten des Nuß-
baumes oder anderer einheimischen und exotischen Edelhölzer in hellen,
warmen Farben führt. So auch bei einem ebenfalls dem Ende des XVI. Jahr-
Abb. 3x. Spätgotischer Tisch aus Schloß Annaberg im Vintschgau. Höhe 0,76, Platte I,o4)(x,o4 Meter
hunderts angehörigen, doppelgeschossigen Schrank mit reichprofiliertem,
gebrochenem Giebel und ähnlichen eingelegten Ranken.
Ein anderer doppelgeschossiger Aufsatzschrank derselben Zeit und aus
demselben Material führt uns nach Lyon (Abb. 24). Die strenge und einfache
Formenbehandlung ä vertikale und horizontale Linie bilden in fast moderner,
raffinierter Beschränkung auf einfachste Mittel, mit geometrischer Intarsia die
einzigen Dekorationsmotive - entbehrt doch nicht der Eleganz. Die etwas
schwere Profilierung des Mittelteiles erklärt sich durch die Unterbringung
einer Schublade. Weniger durch seine Gesamtform, welche einen schlichten
rechteckigen Kasten bildet, als durch die dekorativen Einzelheiten und die
lebhafte, farbige Wirkung fällt das letzte Exemplar dieser Reihe in die Augen
(Abb. 25). Zwei breite Flügeltüren nehmen fast die ganze Vorderfläche (Nuß-
baumholz, während die Seitenwände aus Eichenholz sind) ein. Die Flügel aber