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Abb. 32. Renaissancetisch, schwäbisch. Höhe 0,74, Breite 1,15, Tiefe 0,99 Meter
sind, wie die Abbildung zeigt, in fünf Etagen zu je neun Felder mit ganz ein-
fachem Füll- und Rahmenwerk geteilt. In einem Teil der Felder wie in die
urnrahmenden Teile sind rechteckige Tafeln schwarz und weiß gesprenkelten
Marmors eingelassen, was zur braunen I-Iolzfarbe einen ganz aparten
Kontrast bildet. Abwechselnd damit Medaillons und in der Mitte zwei hoch-
stehende Rechtecke mit allegorischen Frauengestalten, Schwänen sowie
anderen Vogel- und Fabelwesen. Die Schnitzereien in zartem Relief sind
in solcher Delikatesse durchgeführt, daß sie des Meißels eines Goujon nicht
unwürdig wären. Der gebrochene Giebel dürfte seinen Verhältnissen und
der Behandlung nach ursprünglich nicht zu dem Schrank gehört haben.
Am Schluß sei noch eines kleinen, zierlichen Schrankkästchens Er-
wähnung getan, wohl ebenfalls französisch und XVI. Jahrhundert, das durch
seine glückliche, ganz dem Material entsprechende und so einfache Flächen-
dekoration auch heute noch vorbildlich wirken könnte (Abb. 26).
In Italien haben, abgesehen von dem meist reich intarsierten oder
geschnitzten Sakristeischrank, die Schränke in der Früh- und I-Iochrenaissance
eine verhältnismäßig geringe Rolle gegenüber den Truhen gespielt. Der
vielverbreitete Typus des halbhohen, mehrßügeligen toskanischen Schrankes,
einer Art Kredenz, mit Säulen- oder Pilastergliederung und mit von
Konsolen getragener Deckplatte, von dem zum Beispiel neuerdings im
Berliner Kaiser Friedrichs-Museum eine große Zahl verwendet ist, spielt die
herrschende Rolle; andere Schränke sind bis zum Auftreten des wiederum
von der spanisch-französischenMode bevorzugtenKabinettschrankes am Ende
des XVI. Jahrhunderts selten. Von der ersteren Art besitzt auch die
Sammlung Figdor ein gutes, charakteristisches Beispiel mit kannelierten