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erkennen. Die Sammlung Figdor besitzt gerade aus Deutschland aus dieser
und der folgenden Periode eine erlesene Auswahl lehrreicher Exemplare, die
in ihrem Gestell den Übergang vom lose zusarnmengefügten Bocksystem
zum regelrechten Fußgestell trefflich illustrieren.
Sicher dem XV. Jahrhundert möchte allerdings nur der Tisch aus dem
Rathaus zu Arnberg in der bayerischen Oberpfalz zuzuschreiben sein (Abb. 30).
Das tektonische Gefüge ist hier ebenso klar, als die Dekoration gut behandelt.
Das Fußgestell setzt sich aus zwei Paaren gekreuzter Hölzer zusammen,
die unten, oben und an den Kreuzungsstellen durch senkrecht zu den Bock-
hölzern laufende Stangen gebildet werden. Die unteren gehen naturgemäß
als Verbindungsbretter an den Schmalseiten herüber und dienen als Fuß-
Abb. 35. Italienischer Tisch, XVLJahrhundert. Höhe 0,83, Länge x,53, Tiefe 0,82 Meter
bretter, die drei oberen sind durch die Bockhölzer durchgezapft, und die
Befestigung erhält durch eine nietkopfartige achteckige Platte ihren Aus-
druck. Durch die strickartige Drehung des mittleren Verbindungsstabes, die
aus gedrehten Säulchen bestehenden Oberteile der Füße, die wie durch die
Belastung unter dem Kreuzungspunkt nach außen gebogenen Unterteile der-
selben bekommt das Gestell eine äußerst gefällige Straffheit. Mittels unter
der Platte laufender hoher Querhölzer, die Raum zu zwei seichten Schub-
laden schaffen, ruht die Platte auf dem Gestell. Die Platte selbst besteht
aus einer Kelheimer Steinplatte in Holzumrahmung, welch letztere wie die
oberen Querhölzer mit hübschen geometrischen Intarsiamustern geziert ist.
Wieder ins Schloß Annaberg im Vintschgau, das der Sammlung auch
die oben besprochenen schönen Schrankmöbel lieferte, führt uns ein Zirben-
holztisch (Abb. 3x). Das derbe Gestell ist hier etwas einfacher konstruiert.
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