-J..
Bauerntisch. Das letzte Stück endlich, das hier erwähnt
ist - einer der wenigen weißen Raben in der Sammlung
Figdor - niederdeutsch, nämlich aus Meldorf in Hol-
stein, gehört ebenfalls der Volkskunst an, allerdings
nicht der ursprünglichen bodenständigen, sondern der
durch die Niederlande beeinfiußten der Halbinsel, es ist
ein großer eichener Auszugtisch des XVIIJahrhunderts.
Während bei den deutschen Tischen architek-
tonischer Aufbau des Gestells ziemlich selten und erst in
der Zeit der vorgeschrittenen Renaissance auftritt, spielt
derselbe in der italienischen
Renaissance eine ausschlag-
gebende Rolle. Zwei Typen
von Tischen sind es, denen
wir hier im vomehmeren
Gebrauch begegnen, die beide
die bewußte Anlehnung an
antike Reminiszenzen und an
Gestelle aus anderem als
Holzmaterial, nämlich Stein
nicht verleugnen können.
Einmal die Tafel des Speise-
saals und des Refektoriums,
manchmal neben den schon
vorhin erwähnten niedrigen
Kredenzschränken auch als
Schaugestell verwendet. Die
meist beträchtlich lange und
im Verhältnis dazu schmale
Tafel ruht auf zwei wandartig
Abb 40 Stuhltisch aus Schloß Hurfe bei Lyon um 1600. Höhe gebildeten, Gestellen.
' ' um. 3m" n, mm, 0,55 Mm} Die Silhouette ist in der Regel
kräftig in ornamentalen, die
Funktion betonenden Formen ausgeschnitten, die Vorderflächen sind in Zu-
sammenhang damit in Schnitzerei ausgeführt. Die I-Iolzrichtung h- es kommt
wohl nur Nußholz vor - der Stützwände ist senkrecht, zur Verstärkung tritt
oftmals ein wagrechter Sockel hinzu oder wagrechte Oberleisten, die diesen
wandartigen Tischfuß beiderseitig begrenzen. Dieser ursprünglich sehr mas-
sive Typ ist in der Sammlung Figdor durch ein schon etwas leichter gebautes
Exemplar um 1600, venezianisch, vertreten, an dem sich aus der Stützwand
selbständig ein Doppelfuß entwickelt.
Der andere vornehme Tischtypus ist der runde oder polygone mit meist
achteckiger Platte. Das meist vierfiügelige aus der Mitte entwickelte Tisch-
gestell, an dem ein hängender Pinienapfel ein bei solchen Tischen nicht leicht