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Abb. 45. Klapplesepult, tirolisch, frühes XVLjal-irhundert. Höhe
0,34, Breite 0,32 Meter
Tisch zu stellenden Bücherpulte bilden die
letztere Gattung. Ihre Ausbildung verdanken
all diese Pulte dem Mittelalter, ihre höchste
Blüte der Spätzeit desselben, wo die räum-
lich immer mehr gesteigerte Ausdehnung
der liturgischen und wissenschaftlichen Foli-
anten ein dringendes Bedürfnis nach ihnen
hatte. Auch in der Sammlung Figdor fehlen
charakteristische Pultbeispiele beider Gat-
tungen nicht. Hervorgehoben sei zunächst
eine Art Betpult, das aus der Martinskirche in Landshut stammen soll
(Abb. 41). Es erinnert sogleich an die zahlreichen, uns in Verkündigungs-
bildem vor Augen geführten Pulte, an denen Maria vor dem Gebetbuch zu
knien pflegt. Das aus Eichenholz gefertigte und seiner Ornamentik an den
Seitenteilen nach ins späte XV.]ahrhundert gehörende Stück hat im wesent-
lichen den Aufbau eines Katheders, wie er in Kirche und Sakristei mannig-
fache Verwendung bis zum heutigen Tage findet. Praktisch ist die am unteren
Teile der Pultplatte angebrachte, reich profilierte Leiste, um das Herab-
rutschen der Schriften zu verhindern, ebenso der nur zu zwei Drittel der
Höhe herabreichende Schrank der Innenseite, welcher ein bequemes Unter-
setzen der Füße für die davorsitzende Person gestattet. Außer im Original
besitzt die Figdorsche Sammlung aber auch auf Gemälden vom Studierpult
Abb. 44. Chorpult, süddeutsch, um x5oo.
Höhe r,28, Breite 0,5 Meter