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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 3)

des mittelalterlichen Ge- 
lehrten ein paar eigen- 
artige Darstellungen, daß 
ihre bildliche Aufnahme 
in dem Zusammenhang 
gewiB gerechtfertigt ist. 
Bildet sie doch zugleich 
den Anlaß, auf eine be- 
sonders reizvolle Eigen- 
art der Sammlung hinzu- 
weisen, nämlich in Bil- 
dern, die zugleich kunst- 
geschichtlich für die Ma- 
lerei wichtig sind, die 
Sittengeschichte und die 
der häuslichen Einrich- 
tung zu Wort kommen 
zu lassen. Das eine stellt 
eine geistliche Schreib- 
stube des italienischen 
Quattrocento dar und gehört der Sieneser Schule der zweiten Hälfte des 
XV. Jahrhunderts an (es wird dem Giovanni di Paolo di Grazia, genannt 
del Poggio, tätig zwischen 1423 bis 1482 zugeschrieben; Abb. 42). Das 
andere, oberdeutsch oder möglicherweise auch französisch und aus derselben 
Zeit, ist eine der beliebten Wiedergaben des heiligen Hieronymus als Schrift- 
steller (Abb. 43). In diesem Zusammenhang mag nur so viel bemerkt sein, 
daß beide Schreibpulte, respektive Schreibtische von dem reichen Gestaltungs- 
vermögen der alten Möbelschreiner oder der auch damals schon anregenden 
und entwerfenden Künstler einen recht guten Begriff geben. 
Das mittelalterliche Chor-, Sing- und Lesepult hat vielfach angeregt zu 
bildhauerischer Tätigkeit, wovon die nicht gerade seltenen, oft prunkvollen 
Adlerpulte des Mittelalters oder die herrlichen Schöpfungen des italienischen 
Quattrocento die Zeugnisse bieten. Als Möbel mag auf zwei einfache derartige 
Pulte hingewiesen sein. Beide dürften der Wende des XV. und XVI. Jahr- 
hunderts angehören. Beide stammen aus der bekannten Sammlung Gedon- 
München und dürften süddeutschen Ursprungs sein. Das eine, ganz schlicht 
aus Eichenholz, ist durch seine eigenartige Konstruktion bemerkenswert. In 
einem auf ausgesägten Böcken ruhenden, staffeleiartigen Rahmen, dessen 
Bretter hübsch abgefast sind, ist das an zwei senkrechten, parallelen Seiten 
ruhende Pultbrett so montiert, daß die Leisten mittels Ptlöcken am unteren 
Querbrett in verschiedener Höhe verstellt werden können. Das andere, aus 
Tannenholz gefertigte Pult mit einem ähnlichen, aber unbeweglichen Gestell 
zeigt hübsche Omamentfüllung mit ausgestochenem Grund in echt Tiroler 
Charakter (Abb. 44). 
 
Abb. 48. Italienische Krippenwiege, XVII. Jahrhundert. Höhe 0,175, 
Länge 0,19, Tiefe 0,12 Meter
	        
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