Von der schon erwähnten Art der auf einer TischHäche, meist wohl
dem Altar, aufstellbaren kleinen Pulte müssen zwei Klappulte hervor-
gehoben werden, die trotz der weiten Entfernung ihrer jeweiligen Heimat,
gleichermaßen besondere Kunstfertigkeit des Schnitzers zeigen. Die beiden
Pulte bestehen nämlich aus zwei Zusammenklappbarer: sich kreuzenden und
durch Scharniere verbundenen Deckeln, sind aber trotzdem je aus einem
einzigen Stück Holz geschnitten. Das eine, vermutlich aus dem kulturell
hoch entwickelten Flandern stammend, und bei dem der Kreuzungspunkt
der aufklappbaren Bretter ungefähr in der Mitte liegt, ist mit eleganter
Flachschnitzerei in krautartigem Laubwerk, wie es für die Übergangszeit
von der Gotik zur Renaissance bezeichnend ist, auf den Außenseiten
geschmückt. Die unteren Teile sind ausgesägt. Das andere in der
Abbildung 45 wiedergegebene ist in der Dekoration, die stilistisch beiläufig
auf dieselbe Zeit, die ersten Jahrzehnte des XVI. Jahrhunderts hinweist, etwas
derber, aber frischer und durch die bunte Färbung des ausgestochenen
Grundes der Fül-
lungen lustiger. Das
Tiroler Pult ist kon-
struktiv entschieden
auch praktischer,
als das flandrische,
weil die tiefere
Lage seines Schar-
niers erhöhte Stand-
festigkeit bietet.
An dieser Stel-
le, da von kleineren
Geräten die Rede
ist, mögen zwei
interessante, seltene
Stücke ihren Platz
finden. Das eine
ist ein Reflexspiegel,
welcher aus Frank-
reich erworben
wurde (Abb. 46).
Auf einem qua-
dratischen und
baldachinartig
überdachten
Rahmen ruht eine
polierte jetzt ganz
erblindete Metallplatte (Bronze) mit aufgebogenem Rande. Die
Fragmente von Glasmalereien in den Eckzwickeln sind spätere,
B"
Abb. 49. Französische Wiege,
XVI. Jahrhundert. Höhe 1,18, Länge x,2o Meter