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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 3)

Grobe bleibt darauf liegen, das Feine, Zarte, Wahrhafte fällt durch." Die Freunde sahen 
kopfschüttelnd zu, wie der Autodidakt, dem höchstens einiges Abgucken in den Ateliers 
als Schule diente, sich bitter plagte und das Gemalte ungezählte Male wieder abkratzte, 
so daß zum Beispiel Baron Helfert nur einmal ein fertiges Bild bei ihm gesehen hat. In 
seinem von Dr. Horcicka aufgefundenen Malertagebuche (r858 bis 1867, also bis ein Jahr 
vor seinem schauerlichen Tod durch das Rasiermesser, in den Qualen eines Krebsleidens), 
ist in sieben Rubriken nach Tagen, Stunden, ja Minuten schulmeisterlich genau ver- 
zeichnet, wie lange er anjedem Opus gemalt oder gezeichnet hat. „An der Ruhe gezeichnet 
von xo'o7 bis 1x15; I Stunde, 18 Minuten", und so fort. Da läßt sich denn ausrechnen, daß er 
an dem Bilde „Bewegung" 75 Stunden und 2x Minuten gearbeitet hat. Dann zerstörte er 
es und ging nach zehn Jahren wieder daran. Im ganzen kostete es ihn X163 Stunden und 
43 Minuten, und ist doch nicht fertig. Da konnte er denn wohl jammern: „Stimmte nur 
die Hand mit dem Herzen überein; lauter Göttergröße und Zartheit und Glorie und aller 
Teufel wäre auf der Leinwand." Und der Weisheit letzter Schluß ist, daß er sich in der 
Kunst nur noch als der „untergeordnete Mann fühlt, der nur auf der Stufe des Liebhabers 
steht." Es ist also kein Zweifel, daß der Dichter in diesem Maler stärker war, als der 
Maler in diesem Dichter. Darum kam der Maler dem Dichter zu statten, dessen Auge und 
Ausdruck er schärfte, während der Dichter dem Maler bloß schadete, in dessen Gebilde 
er eine literarische Romantik hineintrug, so daß seine Landschaften lauter Schauplätze 
ungedichteter Novellen wurden. Am meisten liebte er öde Felsgegenden und Vollmond- 
stimmungen. Wie oft hat er diesen Vollmond gemalt und variiert, in meist kleinen Bildern, 
von förmlich dosenmalerischer Ausführung (eine solche Dose hat er auch gemalt, für 
Castellis Sammlung). Dieses versilberte Gewölk über rundlichen Baumkronen und einem 
stillen Wasser, auf dem ein weißes Glanzlicht liegt, neben einer schwarzen Silhouette von 
Burgruine oder auch Windmühle. Im Baumschlag spürt man noch deutlich die allgemein 
frisierende Hand der Rokokoparkmaler nach, während für den Effekt als solchen der be- 
liebte Van der Neer maßgebend bleibt. Immerhin sind einige dieser Bildchen sehr gelungen, 
so „Mondnacht in der Au", „Straßenau in Linz" und besonders „Passau", mit der dunklen 
Bogenbrücke mitten durch und den schwarz aufstarrenden Kuppeln und Giebeln in der 
stark bewegten Luft. Er studierte übrigens auch viel nach der Natur. Man sieht da solche 
Bleistiftzeichnungen, einer abenteuerlichen Baurnwurzel sogar, dann der „Gutwasser- 
kapelle bei Oberplan", wo er aber mit der Behandlung des Schlagschattens nicht zurecht 
kommt, während Einzelheiten, wie die Ecken der Fensterumrahmungen, ganz schön- 
schreiberisch hingetiftelt sind. Auch eine hübsche Tierstudie ist da in Aquarell, der Vor- 
stehhund des Barons Marenholz. Wiederholte Aquarellaufnahmen der Burgruine Wittings- 
hausen, wo sein „Witiko" spielt, zeigen, wie viel ihm an der Durchdringung seiner Schau- 
plätze lag, doch sind sie mehr sachlich genau, als malerisch interessant. Recht fein kann 
er werden, wenn er ein schlichtes Stück Heimatsscholle („Friedberg") in wenigen dünnen 
Wasserfarbentönen nach dem allgemeinen farbigen Eindruck hinlaviert; wobei übrigens die 
schwarzen I-Iausdächer wieder primitiv ausfallen. Zuweilen greift er zur Ölfarbe, um 
etwa den Hohen Staufen bei Salzburg in seiner dreigipfligen Ganzheit als Silhouette 
unter einen schweren Dunsthimmel hinzustellen, in wenigen Zügen und Massen, dekorativ, 
wobei die Luft ganz gestrichelt ausfällt, wie von einem modern hin und wieder fegenden 
Pinsel. Die Summe seines malerischen Könnens zeigt eine größere „Ideale Landschaft", 
1841 gemalt und in der Wiener Akademie ausgestellt, 1842 auf der Ausstellung des Pester 
Kunstvereins, wo sie von seinem Verleger und späteren Freund Gustav Heckenast 
erworben wurde. (jetzt Bachofen von Echt.) Zwischen bleich emporstarrenden Felsen, 
deren eigentümliche Fleischfarbe und glatte Politur sofort an Gauerrnann erinnert, braust 
ein Wildbach breit hervor und stürzt über eine Felsstufe nieder. Da ist malerischer 
Zusammenhang und eine brauende Dunststimmung vorhanden, es ist ein abgeschlossenes 
Bild, an dem man nicht viel aussetzen wird. Die Motive sind aus der Natur geholt, von der 
„TeufelsmaueW, zu der auch Studien vorhanden sind (eine gute bei Max Kalbeck). 
Mut
	        
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