unauffälligen Äußerungen einen Reiz von Lieblichkeit hat. Originell wirken drei lebens-
große Männerporträte, bei aller Naturfarbe fast silhouettenscharf wirkend, von Rudolf
Bacher, der auch eine köstliche Bronzebüste seiner gzjährigen Tante ausgestellt hat.
Mehoifer schickt aus Krakau sehr urwüchsige dekorative Entwürfe; einer für den Plafond
eines Sitzungssaales ist aus Motiven von Gefieder, Schlangen und dergleichen seltsam
anziehend kombiniert. Andere Wiener versuchen sich im Ultra. Jettmar („Sturm",
„Gewitter") macht wahre Geflechte von Akten, die das Auge lebhaft beschäftigen, bei
leider ungenügender, süßlicher Farbe. Andri stilisiert einen Tagesanbruch, mit Holzfällern
im Vordergrund, bis zur mystischen Lichterscheinung einer Parsifalszene hinan. Lenz'
„Waldkönig und klagendes Mädchen" schlägt seine Lieblingsstimrnung von feuchtem
Wald- und Wiesengrün mit Xnnigkeit an. König setzt einen weiblichen Akt, dessen untere
Hälfte außer jedes Verhältnis gerät, in pompejanische Farbenharmonie. Alfred Oifners
Theatervorhang für Czernowitz ist ein reizender Entwurf mit Kinderfiguren und Orna-
menten, wie für Applikationsstickerei; gemalt und vergrößert dürfte er sich weniger
bewähren. Stöhr erregt Kopfschütteln durch einen großen sitzenden Frauenakt, den er
ganz blauviolett schillern läßt. Luigi Bonazza (Orpheus) stilisiert, in Form und Farbe
spröde, mit starken Entlehnungen von Klimt. Andere junge Leute werden jetzt im Aus-
land umgekrempelt; so der sehr begabte Ludwig Wieden bei Herterich, von wo er
bereits eine weiße Dame in stürmischen Spiralwirbeln eingesendet hat. Sein großer
Rückenakt im "Jungbund" vor drei ]ahren war das Richtigere. Gesunde Bilder finden
sich noch von Nowak, Friedrich, Haenisch, Karl Müller, Nißl, Liebenwein, Legler, Rösch
und anderen. Plastisches, zum Teil mit einem Zug von Extrawesen, von Mestrovic, Ehrn-
höfer, Hanak und Alfred Hoffmann, Schmuckgerät von Franz Meßner.
AGENBUND. Die XXII. Ausstellung des Hagen hat die richtige Frühlings-
stimmung. Schon der Katalog in seinem Blütenschmuck, ein wirklich reizvolles Holz-
schnittwerkchen des sehr begabten Rudolfjunk (auch die Holzstöcke dazu sind ausgestellt),
hat den vollen Saisonreiz. Der Raum ist von Urban erfinderisch gestaltet; um ein mittleres
Polygon fächerförmig ausstrahlende Räumlichkeiten. (Einige von Alfred Keller ausgestaltet.)
Der Mittelsaal ist mit Majoliken (Powolny und Löffler), Blumenpanneaux (Kuba), Holz-
intarsien (Graf Schaffgotsch) und vier weiblichen Akten aufblauem Grunde (L. F. Graf) aus-
gestattet. Der Charakter der Stegreifarbeit ist nicht vermieden, doch ein eigenartiger Ein-
druck von vielgestaltiger Schaffenslust erreicht. Als wertvolles Kuriosum sind die acht alt-
vergilbten Alabasterbüsten von Franz Xaver Messerschmidt (1732 bis 1783) aufgereiht,
welche Urban aus dem Depot der Staatsgewerbeschule in der Schellinggasse ans Licht
gezogen hat. Löbliches Beginnen. Warum auch sollten sie so ganz verschollen sein, seitdem
1865 das k.k. Österreichische Museum die ganze Serie Messerschmidtscher„Charakterköpfe"
(über hundert waren beabsichtigt, 64 wurden fertig) ausgestellt hat? Sie zerstreuten sich
dann in Privatbesitz: zu Klinkosch, dem Grafen Edmund Zichy und in andere Hände;
einige in weichem Metall besitzt der Schriftsteller Beer-Hoffmann. Der um Altwiener Kunst
wohlverdiente Photograph Josef Wlha hat kürzlich (im Verlage „Pallas") ein ganzes Album
dieser Köpfe veröffentlicht, nach Gipsabgüssen im Besitz des Fürsten johann von und
zu Liechtenstein. Es sind 45 Büsten, jede in Vorder- und Seitenansicht gegeben. Eine wahre
cosa rara, diese phantastisch-realistische Plastik eines Meisters, der seinerzeit für „ver-
rückt" galt und sich von der Wiener Akademie, die ihn vorzeitig pensionierte, nach dem
stillen Preßburg zurückzog. Dort besuchten ihn die Kunstschreiber des Auslands, die
Meusel, Nikolai und andere. Friedrich Nikolai schildert den weltfernen Sonderling sehr
eingehend (in seinen bekannten Reisebänden) und ist auch den Charakterköpfen auf den
Grund gekommen. Sehr viele sind Selbstporträte, vor dem Spiegel gemacht, nach den
Grimassen, die der Künstler schnitt, um Charaktere, Temperamente, Seelen- und Körper-
zustände auszudrücken. Und dabei hatte er die Vorstellung, daß jede Körperstelle einer im
Gesichte entspräche, so daß der Reiz jener sich gesetzmäßig in diesem auspräge. Dieses