124
Abb. S. Flügel einer Tür aus dem berzogl.
Palast zu Gubbio. H. 2,12, Br. m63 Meter
zu jenen begnadeten Sammlern gehört, bei
denen äußereVerhältnisse, eiserne Geduld mit
Zähigkeit in der Betreibung seiner Ziele, ein
feingebildeter Geschmack mit dem notwen-
digsten Requisit zusammentreffen, der wohl
angebornen Kennerschaft, die unter Tausen-
den von Objekten gerade eben die am meisten
charakteristischen, eigenartigen sofort zu er-
kennen und sich zu sichern weiß.
Wer Gelegenheit hatte, länger und ein-
gehender die einzigartige Sammlung zu stu-
dieren, kann es bedauern, daß ein so reich-
haltiges Material, das den Inhalt manches
kleineren Kunstgewerbemuseums nicht nur
sachlich, sondern auch an Zahl übertrifft, in
einen so engen Rahmen gepreßt ist, daß sich
dem oberflächlichen Beschauer kein richtiges
Bild von dem unendlichen Reichtum enthüllt.
Die Prachträume _ an sich eine stattliche
Reihe - sind heute kaum anders als mit
dem trivialen Ausdruck „gestopft voll" zu be-
zeichnen. Und doch ist das alles so mit dem
Besitzer verwachsen, daß man es sich kaum
anders denken kann. Die räumliche Beschrän-
kung hat Dr. Figdor offensichtlich auch dazu
geführt, sich vorzüglich den Kleinkünsten zu
widmen, mit einer Ausnahme. Das sind die
Möbel. Wie bei anderen Sammlern ist die ur-
sprüngliche Absicht wohl die gewesen, die
Liebe zur alten Kunst durch eine Mobiliar-
einrichtung von schönen, echten Stücken zu
dokumentieren, die übrige Sammlung und
das Leben darin mit einem stimmungsvollen
Rahmen zu umgeben. Aber mit der Samm-
lung wuchsen auch die Ziele und so steht
heute auf engem Raume eine der wichtigsten
Zusammenstellungen alter Möbel vor uns, die
überhaupt existieren, eine Auswahl so über-
aus charakteristischer, seltener Stücke, die
man im Jargon als erstklassig zu bezeichnen
pfiegt, daß für jede Arbeit über die Geschichte
der Möbel der Besitz Dr. Figdors eine der
wichügsten und ' der unumgänglich zu be-
fragenden Quellen bietet. Und dabei trägt die Möbelsammlung Figdors doch