dem Vorbild der Radierer Seymour I-Iaden und Alphonse Legros eine sehr strenge Aus-
scheidung vorgenommen, bei der unter anderen eine Reihe von bisher ziemlich unbe-
stritten, Rembrandt gegebenen Blättern auf den Index gesetzt wurde. Er geht bei seiner
Auswahl von ästhetischen Reflexionen aus. Sicherlich sind die Radierungen Rembrandts
noch lange nicht genug studiert, das Oeuvre steht gewiß noch nicht fest und Diskussionen
darüber können der Sache nur dienlich sein, aber es erscheint denn doch fraglich, ob eine
populäre Ausgabe der richtige Platz dafür ist, ob ein Forum von Laien nicht noch mehr
dadurch verwirrt wird, besonders da der Verfasser, der nach Rosenbergs Tode das Werk
übernahm, mit einem teilweise sehr unzulänglichen Material zu arbeiten gezwungen war.
Die meisten Klischees waren schon fertig und leider zum größten Teil nach letzten
Zuständen hergestellt. Ein Anhang gibt die Liste sämtlicher abgebildeten Blätter nach der
Reihenfolge von Bartsch. Dieselbe Verlagsanstalt gab noch einen hübsch ausgestatteten
Rembrandt-Almanach 1906] 1907 heraus, in dem eine Reihe von Schriftstellern und
Künstlern die Persönlichkeit Rembrandts, deren künstlerische und kulturelle Macht
schildert. Reiche und köstliche Gaben brachte Wilhelm Bode, der Größte und Feinste
unter den Rembrandt Ergebenen. Das monumentale achtbändige Werk der Gemälde Rem-
brandts, in dem Bodes genialer Spürsinn, seine intuitive Erkenntnis und strenge wissen-
schaftliche Arbeit dem Meister und sich ein unvergängliches Denkmal geschaffen, ist schon
vollendet gewesen. Diesmal, zum Jubiläum, brachte er als Huldigung ein feines prächtiges
Büchlein," eine lange Reihe der Lieblinge Bodes, denen er, angefangen mit seinen Studien
zur holländischen Malerei, seit 3o Jahren nachgeht und die er in einer Menge von Einzel-
aufsätzen uns lebendig gemacht hat. Und den Zug eröffnet, wie billig, Rembrandt, der
Jubilar selbst, gefolgt von den Meistern um ihn und neben ihm. So entstand dieses reiz-
volle Buch, das zugleich so ganz persönlich und lebendig ist. Eine zweite Publikation,
die Bode im Verein mit Wilhelm Valentiner geschrieben," gibt, unterstützt durch eine
Auswahl des Besten in Abbildungen ein prächtiges Bild der ewig modernen Kunst Rem-
brandts, eine meisterhafte Einführung in das Verständnis, den Genuß derselben. Das
Gewaltige und Entzückende an der Kunst Rembrandts ist es. daß jeder Mensch, mit Geist,
Empfinden und künstlerischem Fühlen, der sich mit ihr auseinanderzusetzen sucht, Über-
raschendes und Neues sieht. So sind auch die beiden kleinen Büchlein von Richard GrauP"
wertvolle Beiträge zur Erforschung Rembrandts geworden. Am glücklichsten erscheint mir
die Studie über die Zeichnungen, die vor dem Erscheinen des Katalogs der Rembrandt-
Zeichnungen von Hofstede de Groot erschienen, weit über den Rahmen einer populären
Schilderung hinausgeht und eine Reihe wertvoller Fingerzeige für Datierung, Echtheits-
frage, Kopien etc. bietet. E. W. Braun
ER ALTARBAU IM ERZBISTUM MÜNCHEN-FREISINGÄ
Ein Buch von wirklich kunstgeschichtlicher Bedeutung und zugleich von großem
praktischen Werte. Hoffmann gibt innerhalb einer geschlossenen, geographisch und
kulturell zusammengehörigen Gruppe die stilistische Entwicklung des Altarbaues von der
späten Gotik bis zum Empire, wobei er mit besonderer und begreiflicher Vorliebe für die
künstlerischen und psychologischen Qualitäten des prunkreichen Barock- und Rokoko-
altars eintritt. So erhalten wir nicht nur einen interessanten Beitrag zur allgemeinen
Kunstgeschichte, sondern auch einen hübschen Einblick in die lokalen Eigenarten der
einzelnen Stile unter dem Einfluß eines bestimmten, genau vorgeschriebenen Zweckes.
i" W. Bode, Rembrandt und seine Zeitgenossen. Charakterbilder der großenMeister der holländich-vlämi-
scben Malerschulen im XVII. Jahrhundert. Leipzig, E. A. Seemann.
'"' Rembrandt in Bild und Wort, mit zahlreichen Abbildungen. Berlin, Richard Bang, Kunstverlag.
'" Rembrandt. Eine Skizze. Mit 14 farbigen Reproduktionen. Fünfzig Zeichnungen von Rembrandt. Beide
Werke bei E. A. Seemann in Leipzig.
1' Dr. Rich. Hoffmann, Der Altarbau im Erzbistum München-Freising in seiner stilistischen Entwicklung
vom Ende des XV. bis zum Anfang des XIX. Jahrhunderts. Beiträge zur Geschichte, Topographie und Statistik
des Erzbistums München-Freising. IX. München, ].Lindauer. Mit 59 Abbildungen.