MAK

Full text: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 4)

 
Schlafzimmer für Gäste in Compiägne 
bildende Geist trefflich weiter. Solche Gesinnung zeigt eine bessere Wür- 
digung alter Kunst als die zufällige Verwendung von echtem oder kopiertem 
mittelalterlichen Hausrat in einer sonst durchaus nicht einheitlichen Woh- 
nung, oder als die direkte Übertragung und Nachahmung ganzer alter Ein- 
richtungen in einem modernen Hause erkennen läßt. 
Die vom Mittelalter geschaffene grundlegende Art der architektonischen 
Bildung des Wohnraums ist im Schlafraum darum besonders augenfällig, weil 
hier der sprechende Teil, das Bettgehäuse, auch räumlich eine so bedeutende 
Rolle spielt und in seiner bis auf die Ausmaße stabilen Anlage der strengen 
Anordnung entgegenkommt. 
Tatsächlich hat sich der Einfluß des architektonischen Apparats hier 
in der weiteren Fortbildung eher verschärft als verringert, wenn auch nicht 
weiter vertieft. Die Renaissancezeit hat nördlich der Alpen den mittelalter- 
liehen Hausrat wohl formal gemodelt, bequemer, reicher gestaltet, den Um- 
fang und die Zahl der Einrichtungsstücke vermehrt, aber den Geist der 
Raumbildung noch nicht überall wesentlich verändert. In der Wandbildung 
des hölzernen Bauernhauses ist er bis in die jüngste Zeit fast unverändert 
lebendig geblieben und das Kastenbett der nordischen Bauernwohnung (wie 
es uns die skandinavischen Sammlungen für volkstümliche Kunst und andere
	        
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