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nordische Museen zeigen) ist trotz seiner hygienischen Nachteile noch heute
vielfach in Gebrauch.
Wo der engere Anschluß an das Mittelalter stark gewahrt blieb, bleibt
eine strengere und einfachere Anordnung oft auch bis zum XVII. Jahr-
hundert aufrecht. Mit der zunehmenden Vervollkommnung des Tischler-
handwerks, das im Rahmen- und Füllungswerk, in der bildhauerischen
Schnitzarbeit, in Vergoldung, Bemalung und Intarsia immer feiner geartete
künstlerische Ausdrucksmittel entwickelt, wird aus dem geradlinig geformten
Möbel ein lebendiges, beweglich gegliedertes Gebilde, aus der vom Balken
und vom Brett abhängigen Decken- und Wandbildung ein Schauplatz mannig-
faltiger Schmuckformen für Getäfel, für flaches und plastisches Ornament.
Bett Napoleons I. aus Groß -Trianon, nach Bajot
Dort, wo der zunehmende Wohlstand Üppigkeit mit sich brachte und
das äußerliche Bedürfnis nach Prunk auch in die intimsten Raumbildungen
eindrang, tritt die Entfremdung von mittelalterlicher Enge und Strenge
immer deutlicher zu Tage.
Die spätere Epoche der Renaissancebewegung zeitigte sogar vielfach,
besonders im Norden Deutschlands, eine Überladung an bildhauerischem
Detail, das den konstruktiven Aufbau der Möbel ganz verschwinden läßt;
durch figurales wie ornamentales Beiwerk entstehen oft recht phantastische
Bildungen, die das Möbel seinem Zweck ganz entfremden und die Wand
und Decke ihrer Flächenhaftigkeit berauben.
Hier tritt ein Element der Dekorationsweise auf, das wohl zu den
gröbsten Verstößen gegen den gesunden Sinn geführt hat. Es ist die Über-
tragung der Steinarchitektur in das Innere des Hauses, die äußerlich deko-
rative Anwendung des ganzen Apparats der Säulenordnungen und der