43H
Bguralen Symbolik, welchen die antike Welt im Tempelbau zu so großer
Vollkommenheit entwickelt hatte.
Wie schon das späte Mittelalter die Verwendung des Maßwerks, der
Fialen, Strebebogen und Zinnen zu äußerlichen Schmuckbedürfnissen höl-
zerner Geräte kennt, so konnte sich die spätere Rennaisancezeit in einem
ähnlichen Mißverstehen der Säulenordnungen bedienen. Das Bettgestell gab
wiederholt Veranlassung zu den reichsten Aufbauten, die horizontalen und
vertikalen Linien verschwanden oft ganz in verzierten Stützen und kuppel-
Architektonisch gegliederte Bennische, Empire, aus einem Schlcsse bei Stockholm
förmigen Überdachungen. Die Wand wurde durch Portale mit Giebeln,
Nischen und Risaliten auf das kräftigste bewegt. So glänzend diese Arbeiten
in der Regel als formale und handwerkliche Leistungen bestehen, so wenig
können sie heute noch unmittelbar anregend oder vorbildlich wirken.
Auch die Erneuerung derRennaisanceschwärmerei, der glänzendeTraum
der Makart-Zeit im verüossenenjahrhundert übte auf viele einen verlockenden
Reiz und manche nachteilige Wirkung dieses malerischen Interrnezzos trat
lange Zeit und tritt gelegentlich heute noch einer natürlichen Entwicklung
moderner Innenkunst in den Weg.
Die natürliche Folge war ja der charakteristische Umstand, daß sich
manche Künstler des XIX. Jahrhunderts lange Zeit nur in der malerischen