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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 4)

 
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entsprechen. Diese 
Abschwächung und 
Milderung nähert sich 
unserem modernen 
Empfinden sehr. Ähn- 
lich und noch inter- 
essanter für uns ist 
die folgende Periode 
verlaufen. Die Barock- 
zeit und ihr Aus- 
klingen, das Rokoko, 
hatten sich so weit 
von der Antike ent- 
fernt, daß ein neuer- 
liches Zurückgreifen 
auf die Kultur des 
klassischenAltertums 
stattfinden konnte. 
Aber trotzdem die er- 
neute Anlehnung an Antikes Leinengewebe mit Dionysoskopl (Hofmuseurn in Wien) 
das römische Bürger- 
tum mit der Erhebung des Bürgerstandes gegen das aristokratische Regime 
einsetzte, verwandelte das Kaiserreich in Frankreich die strenge antike 
Formgebung sofort in ein geeignetes Ausdrucksmittel der eigenen Macht- 
und Kraftgefühle zu einem neuen Prunkgewand. 
Die glänzenden Repräsentationsräume des Empire und darunter die 
prunkvollen Schlafräume Napoleons undjosephinens sind unserem modernen 
Empfinden und Bedürfnis nicht minder fremd wie die Staatsräume 
Ludwigs XIV. und Ludwigs XV. 
Wir haben sie ebenso nur als die antreibenden Kräfte zu schätzen, die 
neben sich und nach sich einer intimen Kunst des Bürgertums Raum gaben, 
bei der wir heute sehr viele Anknüpfungsmöglichkeiten finden. Und gerade 
die relative Beschränktheit der Verhältnisse, die Einfachheit der Ausdrucks- 
mittel, welche nach der Kongreßzeit überall auftreten, machen uns diese 
Epoche in künstlerischer Hinsicht so sympathisch. Es ist der große Gewinn 
der letzten Jahrhundertausstellungen gewesen, daß wir so viele anregende 
und tüchtige, bisher ungekannte Künstler kennen lernten, die neben den offi- 
ziellen Großen von akademischem Rang und Namen wirkten. Während die 
letzteren uns immer mehr entfremdet werden, lernen wir die intime und 
liebenswürdige Kunst immer 
mehr schätzen, die von 
ihnen in den Hintergrund 
gedrängt wurde. Aber es 
Fibel mit Widderko r Hofmuseum in Wien Wäfß verfehlt 211 lallben 
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