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entsprechen. Diese
Abschwächung und
Milderung nähert sich
unserem modernen
Empfinden sehr. Ähn-
lich und noch inter-
essanter für uns ist
die folgende Periode
verlaufen. Die Barock-
zeit und ihr Aus-
klingen, das Rokoko,
hatten sich so weit
von der Antike ent-
fernt, daß ein neuer-
liches Zurückgreifen
auf die Kultur des
klassischenAltertums
stattfinden konnte.
Aber trotzdem die er-
neute Anlehnung an Antikes Leinengewebe mit Dionysoskopl (Hofmuseurn in Wien)
das römische Bürger-
tum mit der Erhebung des Bürgerstandes gegen das aristokratische Regime
einsetzte, verwandelte das Kaiserreich in Frankreich die strenge antike
Formgebung sofort in ein geeignetes Ausdrucksmittel der eigenen Macht-
und Kraftgefühle zu einem neuen Prunkgewand.
Die glänzenden Repräsentationsräume des Empire und darunter die
prunkvollen Schlafräume Napoleons undjosephinens sind unserem modernen
Empfinden und Bedürfnis nicht minder fremd wie die Staatsräume
Ludwigs XIV. und Ludwigs XV.
Wir haben sie ebenso nur als die antreibenden Kräfte zu schätzen, die
neben sich und nach sich einer intimen Kunst des Bürgertums Raum gaben,
bei der wir heute sehr viele Anknüpfungsmöglichkeiten finden. Und gerade
die relative Beschränktheit der Verhältnisse, die Einfachheit der Ausdrucks-
mittel, welche nach der Kongreßzeit überall auftreten, machen uns diese
Epoche in künstlerischer Hinsicht so sympathisch. Es ist der große Gewinn
der letzten Jahrhundertausstellungen gewesen, daß wir so viele anregende
und tüchtige, bisher ungekannte Künstler kennen lernten, die neben den offi-
ziellen Großen von akademischem Rang und Namen wirkten. Während die
letzteren uns immer mehr entfremdet werden, lernen wir die intime und
liebenswürdige Kunst immer
mehr schätzen, die von
ihnen in den Hintergrund
gedrängt wurde. Aber es
Fibel mit Widderko r Hofmuseum in Wien Wäfß verfehlt 211 lallben
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