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man noch einige einzelne Raritäten. Ein Porträt Georges Clemenceaus von Manet; als
Redner, stehend, in schwarzem Schlußrock, die ganze Haltung schwärzlich, alles mit
skizzenhafter Leichtigkeit hingesetzt, doch fest geschlossen. Dann ein lebensgroßes, weib-
liches Sitzbildnis von Millet; jedenfalls frühe Arbeit, mit Anstößigkeiten der Zeichnung,
ungehobelt im Vortrag, aber mit einem Duft von Zeit und von Aniängertum eines Zukünf-
tigen. - Im Kunstsalon I-Iirschler hat sich ein lange Zeit verschollener Österreichisch-
Schlesier (geboren r872), Paul Kutscha-Arend, wieder als präsent gemeldet. Er war mit im
Künstlerhaus, als die Münchener Sezession dort 1894 ihr großes Gesamtgastspiel abmachte.
Er ist nämlich in München gebildet, bei Liezen-Meyer und dem verstorbenen Herterich,
und hat dann in Paris Weiteres aufgenommen. Weite Reisen führten ihn unter die Tropen,
zu den Antipoden. Er schlug sich in Ceylon und Australien herum, zeichnete und malte
massenhaft und verschleuderte es in Melbourne zu Nullpreisen, während schlechte Möbel-
bilder dem dortigen Publikum zu xo bis 15 Pfund Sterling (dem australischen Normalpreis)
mehr konvertierten. Er illustrierte auch weidlich und solche Zeichnungen und Aquarelle sind
hier zahlreich ausgestellt. Der blaue Hafen von Sidney ist so ein gutes Aquarell. Er schätzt
aber auch den Norden; die grauen
Häfen von Hamburg, mit dem
Rauch seiner Schlote, und von
Stettin, mit seiner weiß auf dem
Wasser wogenden Sommersonne,
liegen ihm ebensogut. Er ist ein
sehr geschickter Vedutist, hat auch
jetzt in Wien wieder dergleichen
gemalt und gleich verkauft (Einblick
in die Taborstraße). Als Ganzes ist
er gemäßigter Impressionist, ohne
optische Abenteuerlichkeiten. Für
seine Gabe, Natureindrücke sach-
lieh wiederzugeben, sind einige
Landschaftsbilder seiner letzten
Wiener Zeit gute Beispiele (Ober- Tabatiere aus dem Besitze Lanners (Hofmuseum in Wien)
St. Veit im Winter, von seinem
Atelier aus gesehen, Bachmotiv von Weidling). Wenn Paul Kutscha-Arend sich irgend-
wo seßhaft machen wird, dürfte derselbe noch den richtigen Aufschwung nehmen.
KÜNSTANSTALT LÖVVY. Auf der Galerie des k. k. Österreichischen Museums
hat diese hervorragende graphische Anstalt, die jetzt ihr fünfzigjähriges] ubiläum feiert,
eine panoramische Ausstellung ihrer neueren Erzeugnisse veranstaltet. Der kaiserliche Rat
J. Löwy (geboren Preßburg 1835, gestorben 1902) war ein künstlerisch gestirnmter Mensch,
besuchte auch die Akademie und lithographierte, erst als Zögling in der Siegerschen
Werkstatt, später Porträte nach der Natur im Atelier des Malers Neustätter, malte aber auch
Pastell. Diese Anregungen verknüpften sich alsbald mit der Photographie, als er I8 5 5 einen
solchen Apparat zum Geschenk erhielt. Schon 1856 hatte er sein eigenes photographisches
Atelier in der Unteren Donaustraße. Dort wagte er sich bereits an die erste große photo-
graphische Tat in Wien, das Folioalbum der eben tagenden Naturforscherversammlung,
mit über 300 Porträtaufnahmen nach der Natur. Es war das erste solche Werk, das im
Wiener Kunsthandel auftauchte. Als im nächsten Jahre der k. k. Maria Theresien-Ritter-
orden seinen hundertjährigen Bestand feierte, wurde Löwy bereits berufen, das Pracht-
werk darüber anzufertigen. Die Freilichtaufnahmen wurden vom Balkon des Galvagni-Hofes
aus gemacht. Das erste aquarellierte Exemplar wurde von Seiner Majestät entgegen-
genommen. Der Lohn blieb nicht aus. Man räumte ihm für ein neues Atelier einen Garten-
grund beim alten Zeughaus in der Renngasse ein, von wo er 186g in die Gartenbaugesell-
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