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Full text: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 4)

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Arbeitszeit ohne Lohnerhöhung in überfüllten Werkstätten), dessen gemein- 
gefährliche Seiten übrigens erst 1890 durch einen „Bericht des königlichen 
Ausschusses für die Arbeiterfrage" im vollsten Umfang festgestellt worden 
ist, trotzdem der Fall Peel"' x842 schon das Unmenschliche der Zustände 
aufgedeckt hatte, bildete nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Da die An- 
lage von auch nur einigermaßen geeigneten Wohnungen in keiner Weise 
Schritt hielt mit der Bevölkerungszunahme der Städte, entstand eine riesige 
Preissteigerung der vorhandenen und auf dem an Wert natürlich immerfort 
 
Abb. 3. Straße mit alten Häusem in Broadway 
steigenden Boden nur in ungenügendem Maße geschaffenen neuen Wohnun- 
gen, deren Erstellung ausschließlich in den Händen rücksichtsloser Spekulan- 
ten lag. Man hielt, zäh wie man in England nun einmal ist, am „Einfamilien- 
haus" fest, belegte die auf solche Weise erbauten Quartiere aber in einer 
Weise, die nicht glaublich erschiene, wären nicht die Berichte der verschie- 
denen Regierungskommissionen das unzweifelhafteste Quellenmaterial, in 
dem ziffernmäßig, durchaus parteilos alles aufgedeckt wurde, was es da 
aufzudecken gab. Und das war nicht wenig." 
"f Die Tochter des Ministers Peel erkrankte lebensgefährlich, weil ein für sie bestimmtes Ballkleid in dem 
elenden Arbeitsraum, wo es entstand, zum Zudecken eines mit ansteckender Krankheit behafteten Kindes be- 
nützt worden war. Ähnliche Fälle sind mehrfach vorgekommen. Die Arbeitszeit der Schneider wie der 
gesamten Arbeiter der Bekleidungsbranche, die speziell auch heute noch vorn Schweißaustreiben betroffen 
werden, schwankt zwischen 12 bis 22 Stunden. Die Löhne sind erbärmlich, die Kost infolgedessen unzureichend 
und schlecht, die Wohnungsverhältnisse ebenso. 
l" Es seien hier nur einige wenige Angaben bezeichnender Art gemacht, wie sie durch amtliche Fest- 
stellungen sich seit dem ersten Bericht über den Gesundheitszustand der Arbeiterbevölkerung (r84z) bis in die 
neueste Zeit darstellen. Die Hauptklage wendet sich zunächst gegen die vollständig vernachlässigten Abzugswege 
aller Arten von Abfallstcffen. die, vermengt mit verwesenden Tier- und PHanzenstoHen, große Quartiere einfach 
verpesten. Am tollsten sieht es in den Höfen aus, wo der Inhalt der Abortgruben den Boden zollhoch über- 
schwemmt. Daß Hunderte von Menschen auf die Benutzung eines Abortes angewiesen sind, dessen Abzüge nicht
	        
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