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die Burg seiner Väter zu einem Kloster machte und ein geräumiges Gotteshaus hiuzu-
baute. Der Welt entsagend, wollte er in Baumgartcnbcrg als Mönch sein Leben beschließen,
doch der fromme Ritter erreichte seine Ruhestätte nur als Leiche 1149. Die Kirche zu
Mariä-Himmelfahrt war eine dreischiffige Pseilcrbasilika mit halbkreisförmiger Apsis
und ziemlich weit ausspringenden Querarmen; die schmalen Fenster sind hoch situirt, das
Portale ist von beträchtlicher Weite und wirkungsvoller Gliederung. Das im schönen
Quaderbau ausgeführte Äußere erhebt seine ruhigen Mauerflächen bis zu dem mit Giebeln
abgeschlossenen Satteldache, durch Lisenen eingerahmt, von welchen aus in lebendigem
Rhythmus der Rundbogenfries unter dem Gesimse einhergeht. Die Thürme waren in die
durch Chorbau und Querschiff gebildeten Ecken verlegt und nach einer vorhandenen
Darstellung mit Zeltdächern gekrönt. Bei dem 1443 vollendeten gothischen Umbau unter
dem Abte Stefan wurde die Apsis durchbrochen, ans ihre Fundamente Pfeiler gesetzt und
der Chvrban mit einem, von großen Spitzbogenfcnstern erhellten Kapellenkranz umgeben,
sowie auch das Stilgefühl der Zeit das jetzige, weithin sichtbare hohe Walmdach begehrte.
Der Umbau durch Abt Candidus (1684 bis 1718) kleidete das alte romanisch-gothische
Gotteshaus in die üppigen Zierformen des Barocco; Stuckmarmor schmiegte sich um die
schlanken Pfeiler der Apsis, welche sich in korynthische Säulen auf hohen Sockeln
verwandelten; Fruchtzöpfe aus GyPs hüllten die Rippen des Netzgewölbes ein und bunte
Fresken belebten seine Flächen; das Äußere wurde merkwürdiger Weise nur an der
Nordseite verzopft, während die übrigen Seiten unangetastet blieben.
Die Geschichte von Baumgartenberg ist bis auf Namen und Jahreszahlen die
Geschichte fast aller mittelalterlichen Bauten Oberösterreichs.
Die „kaiserlose" Zeit zu Ende des XIII. Jahrhunderts hatte ganz besonders Ober
österreich zum Schauplatze der wildesten Kämpfe seiner gewaltthütigen Adelsgeschlechter
gemacht und es einem gefürchteten Raubritterthume preisgegeben, unter dessen Treiben
Handel und Verkehr, aber auch Kunst und Gewerbe darniederlagen. Rudolfs Sieg über
den Böhmenkönig und die Herrschaft des Hauses Habsburg brachte zwar Oberösterreich
bessere Tage, doch bald regte sich, durch äußere Kriege, Türkengefahr und Hussiteneinfälle
begünstigt, der alte Geist des Faustrechtes, um ärger denn je im Lande ob der Enns zu
herrschen, bis endlich das gute Schwert und die weise Gesetzgebung Kaisers Maximilian I.
der mittelalterlichen Selbsthilfe ein Ende machten.
Wenn die in den Schutz des Landesfürsteu genommenen Städte gottgedenkende Wohl
habenheit und wahren Bürgersinn in jenen großen Kirchenbauten äußerten, welche unseren
mittelalterlichen Städten ihre Signatur geben, Bauten tief unter deren himmelanstrebenden
Höhe sich das bürgerliche Haus mit Erker und Lauben schmückte, — so ist es selbstredend,
daß die Zeit des Faustrechts, die Zeit des Raubritterthums eine bewunderungswürdige