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um die Pfeiler gelegten Bänder mit ihren schwellenden Einzelformen: alle
diese und ähnliche Dinge, die von den Bibbiena im höchsten Grade ausgebil-
det werden, hat der ältere Fischer wohl auch vereinzelt angewendet - so
am Batthyäny- (jetzt Schönbom-) Palais, wenn es wirklich von ihm ist; bei
Hildebrandt gehören sie aber zum Wesen der Kunstsprache und nehmen
-- ich will nicht sagen nach dem Vorbilde der Bibbiena - aber parallel der
Theatralarchitektur allmählich entschieden an Bedeutung zu. Spät mag
dann allerdings wieder eine Ernüchterung eingetreten sein.
In gewissem Sinne darf man vielleicht sagen, der ältere Fischer ist
mehr der klassischen Barocke Frankreichs zu vergleichen, Hildebrandt, der
jüngere Meister, mehr dem Rokoko, aber einem in der Hauptsache von
Frankreich unabhängig entstandenen. Ich habe schon an anderer Stelle
Pöppelmann verglichen; wenn wir uns des Turmes von Mirabell (Seite 276)
erinnern, fällt uns wohl leicht auch der Torturrn des Zwingers ein. Und im
Zwinger steckt außer Anregungen Carlo Fontanas und anderer Meister
sicher auch viel Theatralarchitektur.
Der ältere Fischer endet in einer so kühlen Richtung, wie sie die Wiener
I-Iofstallungen darstellen; zur selben Zeit baut Hildebrandt das obere Belve-
dere, das wie ein Märchen vor uns daliegt. I-Iildebrandts überwältigende Tat
ist es, durch hohe Begabung und kluges Maßhalten den Raumträumen der
Zeit greifbare Gestalt und dauernde Form verliehen zu haben; noch heute
beschleicht uns das Gefühl der Unendlichkeit und unbegrenzter Lebens-
kraft, wenn wir seine Bauten, Zauberwerken gleich, vor uns liegen sehen.
Trotz seiner italienischen Anfänge ist Hildebrandt ein nordischer Meister
geworden und trotz der französischen Anregungen ein Österreicher geblieben.
Er war es, der gerade in der Rokokozeit uns die Eigenart der österreichischen
Kunst wohl am deutlichsten vor Augen führt.
Aus „Der Mahler und Baumeister Perspecüv . . . " von Andrea Pazzo