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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 5)

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kommen identisch ist. Dann sind formale Über- 
einstimmungen als beweiskräftig anzuführen: 
Die gotische Paßform des Fußes mit den vor- 
gezogenen Ecken, die man in der Keramik außer- 
halb dieser Gruppe vergeblich suchen würde, und 
die Musterung des Hohlkörpers vermittels regel- 
mäßig wiederholter Stempelung. Schließlich ist 
als stärkstes Argument die männliche Figur 
in der Reihe der Wasserspeier zu beachten: Der 
Kopf mit dem gestrichelten Bart und den ein- 
gestochenen Augensternen zeigt ohne Frage den- 
selbenTypuswie die Reliefköpfe der vier Krausen, 
und auch die Form dieser Krausen selbst ist in der 
kleinen Vase wiederholt, welche diese Figur über 
der Schulter trägt. 
Wenn wir der zeitlichen und örtlichen Her- 
kunft dieser Steinzeuggattung nähertreten, so 
müssen wir vorerst die Aufschrift des Limburger 
Bechers „Anno 1413 ist dise Krausen auf der 
Insul Malta aus der Erden Sancti Pauli gemacht 
worden" auf ihre Brauchbarkeit als historische 
Quelle untersuchen. Leider erweist sie sich als 
nahezu wertlos; auf dem Becher wenigstens 
150 Jahre nach dessen Entstehung angebracht, 
ist sie nichts anderes als ein posthumer Versuch, 
die Bedeutung der auffälligen Bartmaske zu 
erklären, eine der vielen Anekdoten, welche die 
Geschichte der Keramik seit alters her in unver- 
wüstlicher Lebenskraft bis zur Gegenwart um- 
ranken. Daß der Krugbäcker mit seinen Bart- 
De, Daune, wmknmm „, Kam, köpfen nicht den Apostel Paulus darzustellen 
beabsichtigte, das zeigt die doppelte und drei- 
fache, also rein dekorative Wiederholung des Motivs an den Vasen in Kassel 
und in Wien und namentlich das groteske Anbringen desselben Kopfes als 
Wasserspeier auf dem Pokal in Kopenhagen. Warum der Verfasser dieser 
Inschrift gerade auf die Insel Malta und den Apostel Paulus verfallen ist, läßt 
sich wohl erklären mit dem Hinweis auf die Tatsache, daß von Malta aus 
Terra sigillata mit dem aufgedruckten Bildnis des Apostels Jahrhunderte hin- 
durch als Heilmittel in den Handel gebracht worden ist. Diese leichte weiße 
Erde wurde in Malta in Höhlen gegraben, die einstmals dem Apostel als 
Obdach gedient haben sollen; daher ihr Name Terra St. Pauli. Eine späte 
Quelle,Ludovicis Kaufmannslexikon von 179g", berichtet darüber folgendes: 
" Encyklopädisches Kaufmannslexikon alles wissenswerten etc. von C. G. Ludovici, umgearbeitet von 
j. C. Schedel, Leipzig 179g. IV. S. 5x8.
	        
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