„Maltheser Erde, oder weiße gesiegelte Erde, St. Paulus-Erde, lateinisch
Terra Melitea, Terra S. Pauli, ist eine thonige, harte und rauhe Erde, die etwas
in das Aschgrauel fällt und in der Insel Maltha in einer Gattung von Höhlen
nahe bei der Stadt Maltha gefunden, sodann in Täfelchen formirt, und mit
verschiedenen Figuren, besonders mit dem Bilde des heiligen Apostel Paulus
mit einer Schlange, bedrückt oder gesiegelt sind, daher sie auch die letzte von
den vorhin angeführten Benennungen hat. Sie soll wider den Gift gut und
zugleich eine Herzstärkung seyn. Man macht daher allerhand Gefäße daraus,
von denen man glaubt, daß sie dem Weine oder dem Wasser, so aus den-
selben getrunken wird, eine gifttreibende und herzstärkende Kraft mitteilen.
Bey uns ist diese Erde selten in Gebrauch, und man findet sie daher nur bei
wenig Droguisten und Apothekern; und die daraus gefertigten Gefäße be-
kömmt man bey uns noch weniger zu Gesichte."
Solche Gefäße aus Malteser Paulus-Erde, wie Ludovici sie erwähnt,
kommen in Italien noch gelegentlich vor, wenn auch nicht aus dem XV. jahr-
hundert. Sie haben mit dem schweren, dunkelbraunen Steinzeugbecher in
Limburg nicht die geringste Ähnlichkeit. Sie sind vielmehr - ganz ähnlich
den deutschen Terra sigillata-Kannen aus Strie-
gau - aus der weißen Erde sehr leicht und
dünn gedreht, wenig gebrannt und unglasiert,
vorne mit demselben Flachrelief wie die Tab-
letten bedruckt. Der Apostelkopf mag bei älteren
Kannen auch stärkeres Relief gehabt haben;
da aber die Malteser Paulus-Erde allzeit von
der gleichen weißen und leichten Beschaffen-
heit war, so können auch die im XV. Jahrhundert
daraus gefertigten Gefäße niemals eine so harte
dunkle Steinzeugmasse gewesen sein, wie unsere
Krausen insgesamt sind. Hartgebranntes Stein-
zeug ist ja überhaupt der gesamten Keramik
Südeuropas fremd geblieben. Denn Steinzeug
konnte man wegen des starken Holzverbrauchs
der langen F euerung nur in waldreichen Ge-
genden backen; die Insel Malta wäre dazu kein
geeigneter Boden gewesen.
Da ferner die spezifisch deutsche Form der
Kopenhagener Scheuer den Gedanken an eine
Entstehung dieses Stückes in Malta vollkommen
ausschließt, so können auch die vier anderen
Stücke derselben Gattung unmöglich der sara-
zenisch-italienischen Töpferei Maltas zuge-
" Die im Cölner Kunstgewerbemuseum befindlichen Täfelchen
aus Maltaerde, bedruckt einerseits mit der Paulus-Büste und „Terra
St. Pauli", andrerseits mit dem Malteserkreuz und „Propter veri- Dreihausener
tatem", sind eine rein weiße Masse. Krause in der Sammlung Figdor, Wien