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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 5)

„Maltheser Erde, oder weiße gesiegelte Erde, St. Paulus-Erde, lateinisch 
Terra Melitea, Terra S. Pauli, ist eine thonige, harte und rauhe Erde, die etwas 
in das Aschgrauel fällt und in der Insel Maltha in einer Gattung von Höhlen 
nahe bei der Stadt Maltha gefunden, sodann in Täfelchen formirt, und mit 
verschiedenen Figuren, besonders mit dem Bilde des heiligen Apostel Paulus 
mit einer Schlange, bedrückt oder gesiegelt sind, daher sie auch die letzte von 
den vorhin angeführten Benennungen hat. Sie soll wider den Gift gut und 
zugleich eine Herzstärkung seyn. Man macht daher allerhand Gefäße daraus, 
von denen man glaubt, daß sie dem Weine oder dem Wasser, so aus den- 
selben getrunken wird, eine gifttreibende und herzstärkende Kraft mitteilen. 
Bey uns ist diese Erde selten in Gebrauch, und man findet sie daher nur bei 
wenig Droguisten und Apothekern; und die daraus gefertigten Gefäße be- 
kömmt man bey uns noch weniger zu Gesichte." 
Solche Gefäße aus Malteser Paulus-Erde, wie Ludovici sie erwähnt, 
kommen in Italien noch gelegentlich vor, wenn auch nicht aus dem XV. jahr- 
hundert. Sie haben mit dem schweren, dunkelbraunen Steinzeugbecher in 
Limburg nicht die geringste Ähnlichkeit. Sie sind vielmehr - ganz ähnlich 
den deutschen Terra sigillata-Kannen aus Strie- 
gau - aus der weißen Erde sehr leicht und 
dünn gedreht, wenig gebrannt und unglasiert, 
vorne mit demselben Flachrelief wie die Tab- 
letten bedruckt. Der Apostelkopf mag bei älteren 
Kannen auch stärkeres Relief gehabt haben; 
da aber die Malteser Paulus-Erde allzeit von 
der gleichen weißen und leichten Beschaffen- 
heit war, so können auch die im XV. Jahrhundert 
daraus gefertigten Gefäße niemals eine so harte 
dunkle Steinzeugmasse gewesen sein, wie unsere 
Krausen insgesamt sind. Hartgebranntes Stein- 
zeug ist ja überhaupt der gesamten Keramik 
Südeuropas fremd geblieben. Denn Steinzeug 
konnte man wegen des starken Holzverbrauchs 
der langen F euerung nur in waldreichen Ge- 
genden backen; die Insel Malta wäre dazu kein 
geeigneter Boden gewesen. 
Da ferner die spezifisch deutsche Form der 
Kopenhagener Scheuer den Gedanken an eine 
Entstehung dieses Stückes in Malta vollkommen 
ausschließt, so können auch die vier anderen 
Stücke derselben Gattung unmöglich der sara- 
zenisch-italienischen Töpferei Maltas zuge- 
" Die im Cölner Kunstgewerbemuseum befindlichen Täfelchen 
aus Maltaerde, bedruckt einerseits mit der Paulus-Büste und „Terra 
St. Pauli", andrerseits mit dem Malteserkreuz und „Propter veri- Dreihausener 
tatem", sind eine rein weiße Masse. Krause in der Sammlung Figdor, Wien 

	        
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