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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 5)

 
Dreihausener Krause, 
Kunstgewerbemuseum in 
Berlin 
von dem steinzeugreichen Westerwaldgebiet entfernt. 
Da nun auch hier zwischen den gotischen Krausen und 
den Ringelkrügen eine zeitliche Lücke von wenigstens 
einem Jahrhundert klafft, so könnte die Identität von 
Masse und Glasurfarbe ein ungenügender Beweis für 
die Zusammengehörigkeit beider Gruppen erscheinen. 
Glücklicherweise sind noch einige Zwischenglieder vor- 
banden, welche eine ganz überzeugende Verbindung her- 
stellen. Das ist zuerst die bereits erwähnte dunkelbraune 
Vase auf der Verkündigung des Petrus Christus vom 
Jahr 1452, bei welcher die gotische Vasenform der früheren 
Gruppe mit den vier Henkeln der jüngeren Gruppe 
vereinigt ist. Einen schlagenden Beweis erbringt dann 
ein Dreihausener Stangenbecher im königlichen Kunst- 
gewerbemuseum zu Berlin (Abbildung nebenan). Die 
einfache Walzenforrn ist dieselbe wie in Limburg; die 
Außenfläche ist unten leicht gerippt, ebenfalls wie in 
Limburg, darüber mit einem runden Stempel, in 
welchem ein achtzackiger Stern eingetieft war, in ziem- 
lich dichter Musterung rund herum verziert. Der Stempel 
ist wie bei den gotischen Krausen jedesmal so tief ein- 
gedrückt, daß auf der Innenseite jeder Abdruck als 
leichte Beule heraustritt. Das ist ganz unverkennbar ein 
Nachleben des alten Zierverfahrens aus dem Anfang des XV. Jahrhunderts. 
Daß dieser Stangenbecher zur Dreihausener Gattung gehörte, würde allein 
schon die Masse und die dunkle, rötlichbraune Färbung erweisen; es wird 
noch weiter bestätigt durch einen glänzend braunen Steinzeugbecher von 
abgeplatteter Kelchform, ebenfalls im Berliner Kunstgewerbemuseum, 
(Abbildung nebenan) der mit demselben Sternpunzen bestempelt ist und 
außerdem am oberen Rande das Kennzeichen der 
späteren Dreihausener Ware, drei kleine Henkel mit 
beweglichen Ringen, trägt. 
Damit ist die Herkunft der gotischen Krausen aus 
Dreihausen, wo das dunkle Steinzeug mit der braun- 
violetten Glasur bis in das XIX. Jahrhundert hergestellt 
worden ist, einwandfrei festgestellt und es bleibt 
schließlich noch die Frage, welchem Zweck sie gedient 
haben mögen. Man ist auf den ersten Blick geneigt, _ 
an Gegenstände kirchlichen Gebrauchs zu denken. 
Denn die gedeckelte Vasenform auf dem paßförmigen 
Fuß, der meßkelchartige Unterbau der Kopenhagener 
Scheuer mit der Gebetformel, die Heiligenfiguren auf 
der Erfurter Krause, alles das scheint zu weltlichen 
Trinkgefäßen wenig zu passen. Trotzdem gibt der 
Dreihausener Becher, 
Kunstgewerbernuseum in Berlin 

	        
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