Dreihausener Krause,
Kunstgewerbemuseum in
Berlin
von dem steinzeugreichen Westerwaldgebiet entfernt.
Da nun auch hier zwischen den gotischen Krausen und
den Ringelkrügen eine zeitliche Lücke von wenigstens
einem Jahrhundert klafft, so könnte die Identität von
Masse und Glasurfarbe ein ungenügender Beweis für
die Zusammengehörigkeit beider Gruppen erscheinen.
Glücklicherweise sind noch einige Zwischenglieder vor-
banden, welche eine ganz überzeugende Verbindung her-
stellen. Das ist zuerst die bereits erwähnte dunkelbraune
Vase auf der Verkündigung des Petrus Christus vom
Jahr 1452, bei welcher die gotische Vasenform der früheren
Gruppe mit den vier Henkeln der jüngeren Gruppe
vereinigt ist. Einen schlagenden Beweis erbringt dann
ein Dreihausener Stangenbecher im königlichen Kunst-
gewerbemuseum zu Berlin (Abbildung nebenan). Die
einfache Walzenforrn ist dieselbe wie in Limburg; die
Außenfläche ist unten leicht gerippt, ebenfalls wie in
Limburg, darüber mit einem runden Stempel, in
welchem ein achtzackiger Stern eingetieft war, in ziem-
lich dichter Musterung rund herum verziert. Der Stempel
ist wie bei den gotischen Krausen jedesmal so tief ein-
gedrückt, daß auf der Innenseite jeder Abdruck als
leichte Beule heraustritt. Das ist ganz unverkennbar ein
Nachleben des alten Zierverfahrens aus dem Anfang des XV. Jahrhunderts.
Daß dieser Stangenbecher zur Dreihausener Gattung gehörte, würde allein
schon die Masse und die dunkle, rötlichbraune Färbung erweisen; es wird
noch weiter bestätigt durch einen glänzend braunen Steinzeugbecher von
abgeplatteter Kelchform, ebenfalls im Berliner Kunstgewerbemuseum,
(Abbildung nebenan) der mit demselben Sternpunzen bestempelt ist und
außerdem am oberen Rande das Kennzeichen der
späteren Dreihausener Ware, drei kleine Henkel mit
beweglichen Ringen, trägt.
Damit ist die Herkunft der gotischen Krausen aus
Dreihausen, wo das dunkle Steinzeug mit der braun-
violetten Glasur bis in das XIX. Jahrhundert hergestellt
worden ist, einwandfrei festgestellt und es bleibt
schließlich noch die Frage, welchem Zweck sie gedient
haben mögen. Man ist auf den ersten Blick geneigt, _
an Gegenstände kirchlichen Gebrauchs zu denken.
Denn die gedeckelte Vasenform auf dem paßförmigen
Fuß, der meßkelchartige Unterbau der Kopenhagener
Scheuer mit der Gebetformel, die Heiligenfiguren auf
der Erfurter Krause, alles das scheint zu weltlichen
Trinkgefäßen wenig zu passen. Trotzdem gibt der
Dreihausener Becher,
Kunstgewerbernuseum in Berlin