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Eindruck solcher Aufnahmestücke
und eine Durchsicht der von dem
Sekretariatsadjunkten Anton Wein-
kopf 1783 bis 1790 in zwei Teilen
herausgegebenen „Beschreibung der
Kaiserl. Königl. Akademie der bilden-
den Künste" in Wien ergab die Rich-
tigkeit meiner Vermutung. Dort steht
(ich zitiere nach dem von der Aka-
demie 1875 veranstalteten Neudruck)
unter den Aufnahme- und Preisstücken
auf Seite 22 verzeich-
net: „Nr. 53. Gruppe
von Metall: Pallas, die
einen Kunstschüler
schützt und den Neid
unter die Füsse zwingt.
Ist von Herrn Johann
Berger, in Sterzingen
in Tirol geb. Sie hat
1 Schuh 4 Zoll in der
Höhe." Berger wurde
(Weinkopf II, Seite 81)
am 17. August 176g
aufgenommen. Die
Gruppe selbst, ein
Bleiguß, steht jetzt in
der Sammlung Emil
Grauer ih Troppau
(vergleiche die neben-
stehenden Abbildun-
gen), ist noch auf dem alten Originalholzsockel montiert, wie die mit der Fuß-
platte verbundenen, am Sockel herabhängenden Bleigußranken beweisen.
Auf der Fußplatte ist folgende Inschrift eingegraben: „joh. Perger 1769".
Die Gruppe ist ein delikater, fein ziselierter und jetzt famos patinierter
Bleiguß und vortrefflich modelliert. Der Naturalismus der am Boden liegenden
Neid-Figur ist besonders bemerkenswert. Inhaltlich ist die Darstellung ganz
in dem Gedankenkreis der Allegorien des XVII. und XVIII. jahrhunderts
gehalten.
Die zweite Gruppe, aus Marmor, hat Herr Jules Porges aus Paris gekauft.
Auch sie ist bezeichnet und datiert, und zwar: „Vitus Königer fecit 176g."
Weinkopf beschreibt sie (Seite 22): „46. Apoll, der über das an einer Ehren-
säule befestigte Bildniss der Kaiserin Therese seine Hand ausstrecket. Hr.
Veit Kiniger, in Tirol geb. hat dieses von Marmor verfertigte Stück von Grätz
Bleigruppe von johann Berger